Und wer muss sich wieder darum kümmern? Ich!

Wäsche, Geschirr, Rasen mähen … Bleibt auch immer alles an Ihnen hängen? Jule Blogt wirft einen Blick auf die Ausgewogenheit ihrer Beziehung. Schauen Sie genau hin!

„Immer muss ich mich um das Abendbrot kümmern. Immer bin ich es, die nach der Arbeit geschafft zum Supermarkt rennt, um die noch fehlenden Zutaten zu besorgen.“ Na, kommt Ihnen das bekannt vor? Dann leben Sie vermutlich in einer stinknormalen Beziehung, die folgende Rollenverteilung beinhaltet: Ein Part ist der Geber, ein Part ist der Nehmer. Lassen Sie mich raten, Sie gehören definitiv zur ersten Gruppe. Willkommen im Club.

Immer ich, immer ich – Warum die Investitionswaage einer Beziehung trotzdem ausgeglichen ist

Geht es Ihnen auch so auf die Nerven, dass sich nichts bewegt, wenn sie es nicht selbst in die Hand nehmen? Ohne Sie wäre Ihre Beziehung sowieso ziemlich unorganisiert. Wer kümmert sich um die Bezahlung der fälligen Rechnungen? Sie. Wer macht den ersten Schritt, wenn es im Bett mal wieder leidenschaftlich hergehen soll? Sie. Wer holt das Kind vom Kindergarten ab, wenn es plötzlich krank wird? Sie. Diese Liste könnte ich noch seitenweise weiterführen. Sie wissen genau, wie viel Energie Sie in die Beziehung stecken und wie ungerecht verteilt die Last im Normalfall ist.

Bitte legen Sie diesen Text nun einmal ihrem Partner vor und beobachten Sie seine Reaktion, wenn er die ersten Zeilen liest. Er wird auffällig nicken. Aber nicht, weil er erkennt, dass dieser Text Sie beschreibt, sondern weil er sich selbst für den angesprochenen Protagonisten hält.

Wir sehen nur uns, das ist ein ziemlich einseitiger Blick

Wie bitte? Wie kann es sein, dass beide Partner in einer Beziehung der Meinung sind, mehr zu geben, mehr zu leisten, als ihr Gegenüber? Es ist eine ganz logische Konsequenz. Sie ist der Tatsache geschuldet, dass wir in uns selbst stecken und somit nur unsere eigene Realität wahrnehmen. Wir spüren die schweren Einkaufstaschen auf der Schulter, wenn wir sie regelmäßig die Treppen hoch schleppen. Wir sind es, die mit dem Arbeitgeber über einen früheren Feierabend feilschen müssen, um das Kind aus der Kita abholen zu können. Die Last, die wir dabei spüren, kommt aber nicht bei unserem Partner an. Er sieht zwar, dass wir Zeit aufwenden, um diese Dinge zu tun, aber von außen betrachtet wirkt das alles nur halb so wild. Die Investitionen, die wir selbst in einer Beziehung leisten, kommen uns dadurch automatisch viel höher vor als die, die unser Partner einbringt.  Leider führt das dazu, dass wir unsere eigenen Leistungen überbewerten, die des Partners jedoch unterschätzen. Dieses gefühlte Ungleichgewicht sorgt am Ende dafür, dass wir in einer Spirale aus Vorwürfen enden, die kein Ende zu nehmen scheint.


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