Über das Lästern als Paar

Böse zu sein hat auch seinen Reiz. Thorsten Wittke gibt zu: Er lästert gerne mal. Das würde er auch gemeinsam mit einer Partnerin machen – aber die fühlt sich bedroht. Warum eigentlich?

Ich bin ein Mann, der gerne auch mal lästert. In einem Café mitten in der Fußgängerzone fühle ich mich am wohlsten. Ich liebe es, die Menschen an mir vorüberziehen zu sehen und mich mit meiner Tischbegleitung über die kleinen und großen Unzulänglichkeiten der Vorbeigehenden auszutauschen. Mit Freunden, egal ob männlich oder weiblich, klappt das immer hervorragend und es wird viel gelacht. Mit einer Partnerin will das so gar nicht klappen. Richtig absurd wird es, wenn aus einer früheren “Tischbegleitung” die neue Partnerin geworden ist. Die gleichen Dinge, die vor Wochen noch lustig waren, sind plötzlich nicht mehr komisch und werden schlimmstenfalls als versteckte Angriffe gewertet. Als Mann komme ich da nicht mehr mit, um nicht zu sagen, dass ich daran verzweifle.

Noch in der Kennenlernphase ist es völlig o.k., gemeinsam seinen Kaffee zu schlürfen und über die Blondierte mit aufgespritzten Lippen, die – bei viel zu kaltem Wetter – ihr Doppel F-Körbchen in einem viel zu offenen Shirt präsentiert, ein paar flapsige Sprüche loszulassen. Es wird gemeinsam von Herzen gelacht und Mann denkt, endlich, eine Frau, die meinen Humor teilt!

Wochen später. Das gleiche Café. Dieselben Protagonisten. Die einzige Veränderung in der Gleichung: man ist mittlerweile ein Paar. Die gleiche Blondine geht vorüber, der gleiche flapsige Spruch – und nur noch einer lacht darüber. Wenn man Pech hat, gibt es noch ein Schnauben von der anderen Tischseite, aber oft kommt nicht mal mehr das, sondern eisiges Schweigen. Der Rest des Tages ist gegessen.

Was habe ich getan? Was hat sich verändert? Ich kann es nicht erklären. Ich bin immer noch derselbe und habe doch nur das Gleiche getan, wie noch vor Wochen. Ich finde diese Blondine immer noch so unattraktiv und übertrieben wie ehedem. Ich habe keinerlei Interesse an dieser Frau, außer mich über sie lustig zu machen und damit habe ich etwas sehr falsch gemacht.

Weder stehe ich mittlerweile auf Mördermöpse, noch finde ich gut, wie sie diese zur Schau trägt. Ich mache meine Partnerin darauf aufmerksam, dass da was zum Lachen kommt. Aber aus irgendeinem Grund findet sie das nicht mehr komisch.

Auch wenn ich jetzt in einer Beziehung bin, höre ich doch nicht auf, meine Umwelt wahrzunehmen. Ich sehe weiterhin andere Frauen, die am Tisch vorüberziehen und wenn ich eine Bemerkung mache, hat das doch nichts mit der Frau mir gegenüber zu tun. Woher kommen diese plötzlichen Zweifel, dass mir ihre Brüste zu klein sein könnten? Oder ihr Ausschnitt etwas tiefer sein könnte? Das sage ich nicht und das meine ich auch nicht. Ich bin mit ihr in dieses Café gegangen und ich werde es auch mit ihr verlassen. Ich bin im Normalfall glücklich und preise den Herrn, dass diese Frau mit mir zusammen am Tisch sitzt. Ich bin nicht unzufrieden mit irgendwas, auch wenn ich immer noch andere Frauen wahrnehme und meine Partnerin darauf aufmerksam mache. Sorgen müsste sie sich machen, wenn ich das nicht mehr tue und anderen Frauen hinterher schaue, ohne eine Erklärung dazu abzugeben. Nur weil wir ein Paar sind, hören wir doch nicht auf, Freunde zu sein und auch mein Humor ändert sich dadurch nicht. Ich möchte mit dem Menschen zusammen sein, der sie vor der Beziehung war. Dem Menschen, den ich kennen und lieben gelernt habe und ich möchte in einer Beziehung auch nicht ständig darüber nachdenken, ob meine Partnerin das jetzt in den falschen Hals bekommt.

Liebe Frauen, wenn wir mit euch zusammen sind, dann finden wir euch toll. Dann seid ihr genau das, was wir wollen und nichts anderes. Auch wenn wir immer noch unsere Umwelt wahrnehmen und anderen Frauen bemerken. Das sollte euch weder beunruhigen oder in Selbstzweifel stürzen. Männer sind so.

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