Später ist man immer schlauer

Wir kennen vermutlich alle diesen Moment: Man scrollt nichtsahnend auf seinem Handy und dann sieht man diesen Post. Der Ex hat eine Neue. Und schon kommen Gefühle hoch. Eine Erfahrung, die auch unsere Autorin gemacht hat.

Wir hätten doch 

„Versprichst du mir was?“, fragte er mich. Ich hob meinen Kopf von seiner Brust und sah ihn mit glasigen Augen an. „Alles. Wenn es etwas ändert.“ Er streichelt mir den Kopf. „Hasst du mich nicht?“ Ich schluckte schwer. Neue Tränen flossen im vorgebildeten Rinnsal meine Wange entlang und landeten auf seinem T-Shirt. „Wie soll ich dich hassen, wenn ich dich doch liebe?“  

Eine Zeit lang hasste ich ihn. Abgrundtief. Ich war wütend, dass ich so viel für ihn getan, mich so aufgeopfert hatte und er einfach aufgab. Wir hätten doch noch dies und jenes versuchen können. Mehr reden, mehr aufeinander zugehen, Kompromisse finden, Lösungen. 

Passung 

„Was meinst du, war das Problem zwischen euch?“, fragte mich meine beste Freundin, lange nach der Reisetaschennacht. „Keine Ahnung. Er wollte es nicht. Und ich zu sehr.“ Sie verzog den Mund:

 „Ich glaube, es war Passung.“

Das Wort schwebte eine Weile im leeren Raum. „Ihr habt einfach nicht zusammengepasst. Manchmal ziehen sich Gegensätze an. Aber manchmal kann man sie einfach nicht überwinden. Egal, wie sehr man es versucht.“ 

Ich hatte das Wort ‚Passung‘ vorher nicht in meinem Wortschatz. Schon gar nicht im Themenkomplex Beziehungen. Aber rückblickend trifft es das Problem exakt. Wir passten von Anfang an nicht zusammen. Er war in allem so anders als ich. Nicht nur oberflächlich, sondern von Grund auf. Mir hätte klar sein können, dass einer von uns dabei draufgehen würde. Manche Puzzleteile passen nicht optimal, aber man kann sie aufeinanderdrücken und ein bisschen quetschen und dann geht es. Andere Puzzleteile haben eine Ecke zu viel oder eine Lücke zu wenig. Das passt nur, wenn man die Ecke abschneidet. Aber dann ist es eben nicht mehr dasselbe Puzzleteil. Und weh tut’s ihm auch noch.  

Das weiß ich jetzt.  

Wäre ich damals nicht so blind gewesen und hätte die Zeichen richtig gedeutet, statt sie rosa zu übermalen, würde mich jetzt sein Post auf meiner Timeline nicht so fuchsen. Hinterher ist man immer schlauer.  


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