Schatz, eigentlich geht es mir gar nicht gut!

Ist das noch Smalltalk oder schon unaufrichtig, wenn wir dem Partner gegenüber unsere Gefühlslage nicht preisgeben? Warum wir oft sagen, es ginge es uns gut, auch wenn es gar nicht stimmt. Kirsten Schwieger über eine kleine Lüge mit großen Folgen

“Geht’s dir gut?” – “Danke, ja. Und dir?” Wenn das Gegenüber dann ebenfalls bejaht, ist dieser nette Dialog bereits beendet. Was unter Nachbarn, Bekannten oder Kollegen offenbar zum guten Ton gehört (wir fragen uns hier allerdings, warum überhaupt gefragt wird), ist auch in Beziehungen keine Seltenheit. Nur, dass derartiger Smalltalk unter Partnern wahrscheinlich nicht Höflichkeit oder Desinteresse geschuldet ist, sondern mit ziemlicher Sicherheit andere Ursachen hat.

Aber warum geben wir unserem Partner manchmal solch eine verbale Abfuhr, anstatt eine ehrliche Antwort? Vielleicht weil wir uns gar nicht eingestehen wollen, dass unsere Seelenlage in dem Moment Schlagseite hat? Das wäre dann ein klassischer Fall von Verdrängung. Oder wir sagen nichts, weil wir das auf jeden Fall alleine hinbiegen wollen. Ohne gut gemeinte Ratschläge oder vielleicht sogar noch eine Dosis Mitleid. Gerade Männer reagieren auf beides oftmals regelrecht allergisch und würden sich eher ein Bein abhacken, als sich Hilfe oder emotionalen Beistand „aufdrängen“ zu lassen.

Manchmal wollen wir den Partner mit unserer gespielten Gutwettermiene aber vielleicht auch nur schonen, oder ihn schützen. Davor, dass wir womöglich Schuldgefühle in ihm wecken oder einfach nur bewirken, dass es ihm schlecht geht, weil er mit uns leidet. Das ist natürlich ehrenrührig, hilft aber unter Umständen keinem der Partner.


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