Ghosting unter Freunden – Und plötzlich war der Kontakt abgerissen

Ghosting in Freundschaften – gibt’s das? Jule Blogt über Freunde, die sich im Nachhinein als „Lebensabschnittsgefährten“ herausstellen

„Ich fand’s lustig“ – Das ist die letzte Nachricht, die ich von Karina erhielt. Famous last words, sozusagen. Sie sind schon fast ein Jahr alt. Ein Jahr, in dem Karina komplett aus meinem Leben verschwand. Facebook erinnert mich fast täglich daran, dass diese Funkstille ungewöhnlich ist. Haben wir nicht immer zusammen das Tanzbein geschwungen, zu viele Cocktails getrunken und uns geschworen, Freundinnen zu bleiben? Ich sehe zwei lächelnde Frauen, deren Nächte zwar zu lang, aber immer aufregend waren. Sie grinsen mir auf den „An diesem Tag“-Fotos entgegen, als würden sie mich daran erinnern wollen, was nun verloren scheint. Karina existiert nicht mehr in meinem Leben. Sie ist zum Geist geworden, der nur noch in Erinnerungen herumschwirrt.

Ghosting – Ist das nicht ein Phänomen des Datings?

Einfach abzutauchen, sich nicht mehr zu melden, das ist vor allem beim Dating bekannt. Das sogenannte „Ghosting“ hat sich durch unsere digitale und immer schneller werdende Welt zu einem Trend entwickelt. Warum sich lange mit einem Menschen aufhalten, der irgendwie doch nicht so ganz passt. Ich habe Ghosting als Phänomen der Partnersuche abgestempelt, welches ich durch meine gut laufende Beziehung, Gott sei Dank, nicht mehr erleben muss. Dachte ich zumindest. Mir war nicht bewusst, dass sich Ghosting langsam aber stetig auch in Freundeskreise einschleicht. Dabei haben wir es in der heutigen Zeit einfacher als jemals zuvor, unsere Kontakte am Leben zu erhalten. Eine kurze WhatsApp-Nachricht, ein netter Kommentar unter einem Instagram- oder Facebook-Foto: Es sind die kleinen Dinge, die uns das Gefühl geben, am Leben unserer Freunde teilzunehmen.

Du hättest dich ja mal melden können!

Dass reale Treffen und lange Gespräche immer seltener werden, ist die Kehrseite der Medaille. Job, Familie und zeitraubende Hobbys sorgen dafür, dass einfach keine Zeit mehr bleibt, sich intensiv mit den Menschen zu beschäftigen, die uns durchs Leben begleiteten. Noch mehr verdeutlicht wurde mir dies, als ich auf einen alten Schulfreund traf. Wir begegneten uns zufällig auf der Rolltreppe eines Bahnhofs, während wir gestresst den schnellsten Weg zum anderen Gleis suchten. „Hey!“,  versuchte ich seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. „Hey!“ erwiderte er freundlich. „Lange nicht gesehen! Wie geht’s dir? Was machst du so? Du hättest dich ja mal melden können!“, platzte es aus mir heraus. Es war knappe vier Jahre her, dass wir gemeinsam auf meiner Couch gesessen hatten, über das Leben philosophierten und uns sicher waren, uns nicht aus den Augen zu verlieren. „DU hättest dich mal melden können!“, riss mich mein Gegenüber aus meinen Vergangenheitsfantasien. Ich wurde still. Wir waren am Ende der Rolltreppe angekommen.


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