Beziehungen zerbrechen leise. Vier Warnzeichen

Die meisten Beziehungen enden nicht durch große Erschütterungen wie eine Affäre. Sie zerbrechen langsam und leise, durch Missverständnisse, ungeklärte Konflikte und nicht verarbeitete Kränkungen, wie Roland Kopp-Wichmann weiß

Der amerikanische Paartherapeut John Gottman hat durch jahrelange Beobachtung von Paaren in seinem Ehepaar-Labor vier Warnzeichen herausgefunden, die das baldige Scheitern einer Partnerschaft anzeigen können. Er nannte sie nach der biblischen Offenbarung, die drohendes Unheil verkünden, die vier apokalyptischen Reiter.

Jedes Paar, das sich frisch verliebt hat, kennt die unangenehme Ernüchterung, die auf den ersten Streit folgt. Aber auch in der Folgezeit tragen Alltag und Routine dazu bei, dass man sich zunehmend an Eigenheiten und Macken des Partners stört. Das führt meist zu dem Versuch, diese Dinge zu besprechen. Und hier kommen die vier apokalyptischen Reiter ins Spiel. Nach Gottmans Erfahrungen sollte man sie erstnehmen und zu vertreiben suchen. Sonst können sie sich in der Beziehung einnisten, was früher oder später meist das Ende der Partnerschaft bedeutet.

Hier beschreibe ich, wie Sie diese vier gefährlichen Reiter erkennen können.

1. Reiter: Direkter Angriff

Wenn Sie etwas am Partner stört, ist es hilfreich, das angemessen zu äußern, anstatt den Ärger herunterzuschlucken. Doch was ist „angemessen“? Viele Partner äußern nicht nur, was sie am Verhalten des anderen stört, sondern verbinden es mit einer umfassenderen Kritik. Meist werden dabei die Vokabeln „immer“ oder „nie“ verwendet.

Beispiel: Es macht einen Unterschied, ob Sie sagen: „Dein Pullover hängt schon seit einer Woche auf dem Stuhl. Bitte räum ihn auf, denn das stört mich.“ Oder ob Sie mit Hilfe des ersten Reiters verkünden: „Musst du immer deine dreckigen Klamotten rumliegen lassen, du Chaot?“

2. Reiter: Verteidigung

Die vier apokalyptischen Reiter sind auch deshalb so verhängnisvoll, weil sie selten alleine auftauchen, sondern gern gemeinsam. Denn auf den groben Auftakt eines Gesprächs, wie es der erste Reiter darstellt, kontert der angegriffene Partner meist mit einer Rechtfertigung oder Verteidigung, dem zweiten Reiter.

Das ist zwar eine menschlich verständliche Reaktion, denn letztlich fühlt man sich meist zu Unrecht beschuldigt und will das klarstellen. Doch der Paarforscher Gottman hält diese Reaktion für gefährlich, denn der „Angreifer“ fühlt sich durch die verteidigenden Argumente in seinen Bedürfnissen nicht ernst genommen. Und das kann jeder aus eigener Erfahrung bestätigen.

Verteidigung führt fast nie dazu, dass der Angreifende einlenkt mit den Worten: „Ach so, jetzt versteh ich. Deswegen machst Du das so“, sondern fast immer zu einer weiteren Eskalation, indem der Angreifer sich ungehört und unverstanden fühlt und einen neuen Angriff startet.

Die vier apokalyptischen Reiter der Paarkommunikation
Die vier apokalyptischen Reiter der Paarkommunikation. Hier als Download

Hilfreich nach Gottman ist es, sich nach der Verstimmung des Partners zu erkundigen und ihm Verständnis für seinen Ärger zu signalisieren. Also beispielsweise zu sagen: „Stimmt, der Pullover hängt da schon eine Weile, ich hatte ihn einfach vergessen. Aber warum stört Dich das eigentlich so?“

Wenn die Streittemperatur etwas abgekühlt ist, können Sie leichter über empfindliche Themen sprechen und gemeinsam überlegen, wie man den Alltag etwas reibungsloser miteinander gestalten könnte.

Doch haben sich beide durch Angriff, Verteidigung und Gegenangriff hochgeschaukelt, folgt meist der dritte unheilvolle Geselle…


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