Der andere Blickwinkel – Wie die Geburt eines Kindes die Sicht auf die eigene Vergangenheit und Zukunft verändert

Mutter oder Vater werden wirft viele neue Fragen auf. Nach der eigenen Herkunft, nach der Erziehung, die man selbst erfahren hat, nach der Beziehung, die man vorleben will. Und es konfrontiert uns auch mit der eigenen Endlichkeit

Neben all den äußerlich sichtbaren Veränderungen, die mit der Geburt eines Kindes einhergehen, gibt es eine innere, die sich nur ganz langsam und fast heimlich anschleicht. Irgendwann in einer der vielen alltäglichen Routinen begreifen wir plötzlich den Lauf des Lebens. Es ist ja nicht so, dass wir nicht wüssten, dass wir geboren werden, dann 70, 80 oder 90 Jahre das Beste versuchen aus unserem Leben herauszuholen und irgendwann, hoffentlich spät und bei bester Gesundheit, sterben. All das ist keine neue Erkenntnis. Was ich aber meine, ist ein tieferes Verstehen von den Zusammenhängen des Lebens.

Konfrontation mit der Vergangenheit

Zunächst einmal ist da die Auseinandersetzung mit der eigenen Erziehung, dem eigenen Aufwachsen und mit den Eltern. Die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Erziehungsmaßnahme zwingt uns ja immer auch dazu, eine Haltung zur erlebten, eigenen Erziehung einzunehmen. Es ist so eine Art Überschallgeschwindigkeitspsychoanalyse und nicht immer leicht, hier ohne Irritation, Wut und manchmal auch Trauer durchzukommen. Und dafür legen wir uns nicht etwa vier Stunden in der Woche auf die Couch, sondern wir machen das alles ganz nebenbei, während wir Spinatreste aus Kinderohren kratzen, mit dem Mann darüber diskutieren, wer das Kleine heute in die Kita fährt oder überlegen, wie der Wiedereinstieg in den Job klappen kann.

Die Welt verändert sich über die Zeit. So auch die Ansichten über Erziehung und den Umgang mit Kindern. Was man vor 30 Jahren noch für richtig und gut gehalten hat, ist heutzutage obsolet. Sie werden zwangsläufig eine andere Haltung einnehmen als Ihre Eltern. Ein Teil lässt sich mit neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen erklären, wie es z.B. beim Stillen nach Bedarf und eben nicht nach der Uhr ist. Oder darüber, wie wichtig der Aufbau einer stabilen Beziehung zwischen Eltern und Kind für eine gesunde emotionale Entwicklung des Kindes ist.


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