Wie ich dich kennenlernte und meine Tränen wiederfand

Sie waren beide in der Liebe verletzt worden. Ihre Angst brachte sie zunächst zusammen, doch die Furcht war am Ende größer als die Hoffnung auf ein gemeinsames Leben. Unsere anonyme Leserin kann heute sogar darin Stärke finden

Es ist Sommer. Es ist warm. Die Tage sind lang. Mit der Sonne wächst meine gute Laune, mein Optimismus und die Leichtigkeit es mit allen Umständen aufzunehmen. Von Haus aus bin ich mit einem überschwänglichen Optimismus ausgestattet, der alles Schlechte verdrängt.

Mein Sommer sollte werden wie die letzten Jahre, auf alles war ich vorbereitet – nur nicht auf dich. Du warst plötzlich da. Mit einer skeptischen Neugierde habe ich dich die erste Zeit beobachtet, nach dem ersten Bier mit dir gesprochen. Und es war als würden wir uns ewig kennen. Es gab fast keine Themen, die wir ausgelassen haben. Nie zuvor hat mich ein Mensch so beeindruckt, mir den Boden unter den Füßen weggerissen und mich direkt auf Wolke 7 befördert.

Es war eine langsame, intensive und stetige Annährung, die mir völlig fremd war. Eines Abends stellten wir fest, dass unsere Vergangenheit sich ähnlich verhielt und wir beide mit Ängsten kämpften, wir beide gewappnet sind, uns alleine durch zu schlagen und unser Vertrauen in andere Menschen sich in Grenzen hält.

Es lag die Verletzlichkeit eines Kindes in der Luft. Mit Hilfe von Freunden wagten wir es. Bedacht, vorsichtig und mit einer wilden, unbedarften Zärtlichkeit. In dieser Zeit lernte ich mich durch dich kennen. Jeden Tag und jede Nacht verbrachten wir von da an zusammen. Es war eine Sommerliebe wie sie im Buche steht. Doch es kam der Herbst, der wahrgewordene Traum verabschiedete sich und der Alltag und die Sorgen schlugen wieder zu.

Unsere Beziehung bekam den Ernst, vor dem wir beide Angst hatten. Ich fing an, dich nicht mehr loslassen zu wollen, setzte alles auf dich und lastete dir damit einiges auf. Ein großer Fehler, denn es wurde dir nun zu schwer. Du, der genauso panisch auf ernste Beziehungen reagiert wie ich. Mit der Panik kommt die Flucht. Du hast dich in dich zurückgezogen, so wie das eine verletzte Seele tut. Voller Angst versuchte ich dich festzuhalten.

Ich fand meine Tränen wieder, die ich jahrelang zurückgehalten hatte. Direkt nach unserem Spaziergang, der geprägt war von gegenseitigem Verständnis, Hilfsangeboten und der Entscheidung, wieder getrennte Wege zu gehen. Wir umarmten uns zum Abschied, innig, liebevoll und mit dem Wissen, dass wir einen anderen Menschen gefährlich nahe an uns herangelassen hatten.


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