Wie es sich als Mann anfühlt, eine Affäre zu sein

Leser Karsten führt keine Affäre, er ist die Affäre. Wie hält er es mit der Moral? Fühlt er sich geliebt und respektiert? Oder geht es vielleicht gar nicht um tiefe Zuneigung?

Wann es genau anfing, weiß ich schon gar nicht mehr. Sicher ist nur, dass sie eine Arbeitskollegin ist und wir uns schon lange anziehend fanden. Aber es passte nie. Entweder war ich zu schüchtern und habe ihre Signale nicht richtig gedeutet oder einer von uns war gerade im Ausland. Doch vor nicht allzu langer Zeit, nachdem einer von uns von einer Reise zurückgekehrt war, hatten wir uns zum Abendessen verabredet. Eigentlich bin ich ganz ohne Hintergedanken zu diesem Essen gegangen, wir haben nur geflirtet. An diesem Abend ist nichts passiert. Dafür aber als sie mich ein paar Wochen später zu sich nach Hause eingeladen hat. Ursprünglich war ein Abend mit viel Reden und ein paar Bier geplant. Was daraus geworden ist? Nach zwei Stunden sind wir übereinander hergefallen und im Bett gelandet. Seither haben wir uns noch einige Male getroffen und ein Ende der Sache ist nicht in Sicht.

Ich wusste von Anfang an, dass sie in einer Beziehung steckt, aber an dem Abend war mir das egal. Einzige Bedingung ist, dass wir niemandem davon erzählen. Wir wohnen in einer Kleinstadt und selbst, wenn ich es einem Freund erzählen würde, ich wüsste nicht, wann die Info zu ihrem Partner durchdringt. Das macht das Ganze natürlich ziemlich spannend. Vor allem bei der Arbeit müssen wir tierisch aufpassen, was wir sagen. Nicht, dass uns da etwas Zweideutiges rausrutscht. Ich verkneife mir sogar zweideutige Blicke. Und wenn wir mal auf gemeinsamen Parties sind, müssen wir uns zurückhalten. Aber zum Glück gibt es Ausweichmöglichkeiten wie Smartphones & Co.

Da ist die moralische Seite: Ist es wirklich in Ordnung, jemanden beim Fremdgehen nicht nur zu unterstützen, sondern auch noch derjenige zu sein, mit dem fremdgegangen wird? Schwierige Frage. Ich denke, das muss jeder selbst mit seinem Gewissen vereinbaren. Vor ein paar Jahren verfolgte ich diese Grundsätze: Keine vergebenen Frauen und keine Kolleginnen. Never f*$#ck the company! Gegen beide habe ich jetzt mit ihr verstoßen.


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