Was wird wohl aus uns?

Eine Beziehung, die vermutlich niemals eine sein wird. Unsere anonyme beziehungsweise-Leserin erzählt uns über einen Kontakt, von dem sie nicht lassen kann.

„Ich finde übrigens, Sie hören sich am Telefon immer sehr nett an. Ich würde gerne mal das Gesicht zu der Stimme sehen“, sagte ich. Ich war überrascht von meiner eigenen Direktheit und du warst es offensichtlich auch. Aber ich wollte unbedingt wissen, wer du bist. Und dir ging es scheinbar ähnlich, denn ein paar Emails und WhatsApp Nachrichten später, stand ich schließlich am nächsten Tag nach Feierabend vor deiner Tür.

Neugierig und ein wenig unsicher

Die erste Nervosität legte sich bald, wir verstanden uns auf Anhieb. Auch die Anziehungskraft zwischen uns machte sich bereits am ersten Abend bemerkbar. Ich verabschiedete mich spät in der Nacht mit einer festen Umarmung von dir, meine Wange an deine gedrückt, deinen Duft tief einatmend.

Zwei Tage später kam bereits unser nächstes Treffen. Wieder bei dir zu Hause. Die aktuellen Umstände machten es nicht möglich, sich in einem Café zu treffen und auch das Wetter schrie nicht gerade nach einem Spaziergang.

Ich wollte es langsam angehen lassen, teilte ich dir mit. Ich kam gerade aus einer Beziehung und war gar nicht auf der Suche nach etwas Neuem. Nicht nach etwas Festem und noch weniger nach unverbindlichem Spaß. Dennoch wollte ich mein Herz entscheiden lassen, was sich für mich gut anfühlen würde.

Ich blieb diesmal über Nacht, obwohl ich genau das eigentlich nicht wollte. Doch der plötzliche Schneefall nahm mir meine Entscheidung ab. Deine Nähe fühlte sich richtig an und kein bisschen fremd.

Vertrautes Gefühl von Anfang an

Es folgten weitere unvergessliche Abende und Nächte mit dir. So viel Nähe, Emotionen, Leidenschaft und immer dieses vertraute Gefühl, das von Anfang an da war. Obwohl alles wahnsinnig schnell ging, konnte ich einfach nicht genug von dir bekommen: Eine von dir morgens zärtlich in mein Ohr geflüsterte Bemerkung „Daran könnte ich mich gewöhnen.“ Deine WhatsApp Nachricht „Wann sehen wir uns wieder?“ Ich auf der Arbeit, bereits mit dem fünften Kaffee, weil ich dank dir erst spät in der Nacht nach Hause kam.

Ich war mir nicht sicher, ob wir wirklich zusammen passen würden, aber ich war glücklich und es fühlte sich alles unfassbar gut an mit dir. Das tut es heute, nach mehreren Wochen, auch noch immer. Zumindest in den Stunden, in denen wir uns sehen. Aber drumherum fühlt sich unsere Geschichte mittlerweile irgendwie befremdlich an.

Entschuldigungen und fehlende Erklärungen

Die Kommunikation mit dir ist furchtbar schleppend und ermüdend. Treffen mit dir im Voraus zu vereinbaren, ist nahezu unmöglich. Du bist oft müde und ausgelaugt, schläfst auf der Couch ein, oder verschläfst einen freien Samstag, während ich auf eine Nachricht von dir warte und dich sehen möchte. Immer öfter schreibst du gar nicht mehr zurück. Später folgen dann Entschuldigungen, nie jedoch richtige Erklärungen.

Ich habe genug zwischenmenschliche Erfahrungen gesammelt, um beurteilen zu können, dass das kein normaler und gesunder Kontakt zwischen uns beiden ist, den zwei Menschen, die sich annähern, eigentlich haben sollten. Mein Kopfkino läuft auf Hochtouren: Gibt es andere Frauen? Hast du vielleicht ein Drogenproblem oder hast du psychische Probleme? Ich finde nahezu für jede Möglichkeit irgendeine Erklärung, je mehr ich darüber nachdenke. Mir schwirrt der Kopf von all den Vermutungen und fehlenden Beweisen.

Du sagst, Stress auf der Arbeit und scheinbar eine Menge angeblich unlösbarer Probleme in deinem Leben, über die du leider nur ansatzweise sprichst. Die es aber scheinbar für dich unmöglich machen, eine feste Beziehung einzugehen. Du sagst, du bist zu oft im Leben auf die Schnauze gefallen, dir fehlt die Energie, an etwas festzuhalten, das erfahrungsgemäß sowieso scheitern wird. Keine Chance, dir Mut zu machen und dich vom Gegenteil zu überzeugen.


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