Warum gibt es Männer wie dich?

Wieder verging eine Nacht, diesmal ohne dich. Du hattest meine Nummer, aber du schriebst mir nicht. Auch am nächsten Tag wartete ich vergeblich auf eine Nachricht. Ich schrieb dir, so wenig aufdringlich, wie ich es in meinem immer noch anhaltenden Rausch konnte. Keine Reaktion. Ich schrieb wieder. Häkchen, Häkchen, Pustekuchen. Ich rief dich an, mehrmals. Vier nicht angenommene Anrufe. Ich kühlte ab und begann, heftig an mir zu zweifeln. Ich stellte alles infrage, was geschehen war. Ich hasste mich für meine Naivität. Aber ich konnte dich nicht vergessen. Das alles, was wir gemeinsam gehabt hatten. Ich rechnete nach. 34 Stunden war ich glücklich gewesen. Mindestens 19 gemeinsame Stunden verliebt. Danach ist eine Woche vergangen, in der meine plötzlichen Gefühle wieder zusammenschrumpften wie ein Apfel, den man im Keller vergisst und erst nach Monaten völlig verschrumpelt wiederfindet.

Das alles ist vor knapp einem Jahr passiert. Vor ein paar Wochen habe ich dich dann doch wiedergesehen. Zufällig, beim Einkaufen in einer Fußgängerzone in der Innenstadt. Du hattest dich nicht verändert, du sahst noch genauso gut aus, wieder ein wenig verträumt. An deiner Hand eine andere Frau. Trotz der langen Zeit wurde mir mulmig. Ich hätte mich umdrehen sollen, mir die Schaufensterdeko eines Geschäfts anschauen, abwarten, bis ihr verschwunden seid. Aber ich starrte weiterhin abwechselnd dich und sie an. Unsere Blicke kreuzten sich. In deinem, das sah ich zum ersten Mal, lag Furcht. Ich sah sie an, ich sah dich an. Du sahst mich an und schütteltest ganz leicht den Kopf, wie um zu sagen: Bleib, wo du bist, sag nichts. Deine Freundin bemerkte weder dein Kopfschütteln noch mich. Ich blieb wie angewurzelt stehen und noch einmal fingen Gedanken und Gefühle in mir an, rumzurasen wegen dir. Du hast mir zweimal ins Herz gestochen – und vielleicht einmal auch deiner Freundin. Oder öfter. Ich habe ein ganz ungutes Gefühl. Ich weiß bis heute nicht, ob du schon damals mit ihr zusammen gewesen bist. Warum du den Kopf geschüttelt hast. Warum du dich damals prüfend umgesehen hast. Warum in der Fußgängerzone auf einmal Furcht in deinen Augen lag. Warum du mich nicht haben wolltest. Warum es Männer wie dich gibt.

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