Ich wünschte, du würdest dir selbst begegnen …

Auf Annäherung folgt Rückzug, auf Rückzug erneute Annäherung: Unsere anonyme Leserin hat diesen Teufelskreis der Paar-Dynamik durchbrochen. Zeit für den letzten Abschied

Als ich dich kennenlernte, hatte ich bereits eine ganze Menge unschöner Erfahrungen mit Männern gesammelt. Ich hatte bereits mehrere Jahre erfolgreich vermieden, Gefühle zuzulassen, weil die Angst vor erneuten Verletzungen zu groß war. Doch dann kamst du. Du hattest auch deine schmerzhafte Vergangenheit und nicht mehr daran geglaubt, dass du dich je wieder verlieben könntest. Ich fühlte mich wohl in deiner Nähe und die Zeit mit dir war aufregend und wunderschön.

Du wusstest von meiner Angst, aber du tatest alles, damit ich merke, wie ernst es dir ist. Und du gabst Gas. Es verging kaum eine Stunde ohne herzliche Nachrichten. Kein Morgen, an dem ich nicht durch dich persönlich oder durch deine liebevollen Worte geweckt wurde. Du zogst mich in dein Leben und zeigtest mir wieder, wie wundervoll es sein kann, Gefühle zuzulassen. Natürlich würdest du mir nicht wehtun. Natürlich würdest du mir zeigen, dass ich keine Angst zu haben brauche. Wir bräuchten nur Zeit, dann würde ich meine Angst verlieren, hast du immer gesagt.

Es gab keinen Zweifel an deinen Gefühlen. Die Momente mit dir wurden immer intensiver. Auch meine Freunde und meine Familie zogst du sehr schnell in deinen Bann. Und ich ließ es zu. Ich verliebte mich. In dein herzhaftes Lachen, in deine deutlichen Lachfältchen, in deine Art, in deine Worte. Ich verliebte mich in dich. Die Angst blieb, aber ich wollte das mit dir genauso sehr wie du es ja mit mir wolltest.

Deine erste Liebeserklärung erfolgte schnell. Viel zu schnell. Ja, da war etwas in mir, das mir sagte, das ist nicht gut, aber ich schob es auf meine Angst und nahm es einfach an und genoss es, die Frau an deiner Seite zu sein. Auch wenn ich dir emotional förmlich hinterherhinkte, denn aus meinem Mund kommen diese Worte nicht einfach herausgeschossen. Aber wir hatten Zeit. Wir hatten uns und wir hatten Zeit. Und ich brauchte keine Angst zu haben.

Heute glaube ich, dass du das wirklich so meintest. Dass du es dir wirklich genauso gedacht hast, dass ich keine Angst haben müsse, weil du das mit uns so sehr wolltest. Ich bin sicher, dass du in diesen Momenten etwas für mich empfunden hast, ich habe deinen Blicken vertraut und dein Herz rasen gehört. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nur nicht, dass du noch eine viel größere Angst hast als ich.

Als ich dir meine Gefühle gestand, brachst du in Tränen aus. Du warst so unglaublich glücklich. Wir beide waren unglaublich glücklich. Für ungefähr eine Woche.


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