Ich habe gleich gespürt, dass da etwas nicht stimmt

Wenn du dich selbst nicht liebst: Wie soll ein Anderer dich lieben können? Unsere anonyme Autorin schreibt ihrem geliebten Musiker einen Brief, um das Leben wieder feiern zu können

Es ist unvorstellbar, wie schnell Du mich dazu gebracht hast, Dir zu vertrauen … Dabei habe ich in vielen Momenten gespürt, dass etwas nicht stimmt. Ich habe diese Signale bewusst ignoriert, immer wieder. Meine Hoffnung auf und Bewunderung für Dich waren einfach zu groß.

Als ich Dich das erste Mal sah, war ich von Deiner Aura direkt fasziniert! Dieses offene Lächeln, funkelnde Augen voller Freude und schließlich diese Unnahbarkeit … Und genau diese wurde mir letztendlich zum Verhängnis. Auch dieses Signal wollte ich von Anfang an nicht wahrhaben. Doch da war noch etwas, was ich gespürt habe: Du wirktest so verletzlich, so sensibel, so zerbrechlich …

An diesem Abend habe ich Dich nicht angesprochen, ich genoss es vielmehr, Dich aus der Ferne zu beobachten und dein Wesen zu erkunden. Erst Wochen später haben wir angefangen, miteinander zu schreiben. Musik war unser Hauptthema. Ich liebte die Musik und du ebenso. Die Musik ließ uns ein Stück näherkommen. Ich liebte vor allem Deine Musik, die Du selbst komponiert hast und manchmal sogar exklusiv nur für mich. Ich liebte es, wie Du über uns gesungen und dass Du so viele verschiedene Musikrichtungen ausprobiert hast. Am schönsten fand ich diesen Song im Def Leppard-Stil, der mein Herz so sehr berührt hat.

Es vergingen Monate, bis wir uns wiedersehen konnten. Aber die Monate zuvor hatte sich zwischen uns eine tiefgründige Vertrautheit aufgebaut. Wir schrieben über unsere Ängste und über unangenehme Erlebnisse aus der Vergangenheit. Wir haben uns so nah gefühlt und uns tief in unsere Welten hereingelassen … So glaubte ich zumindest.

Nach unserem Wiedersehen hat sich mein Gefühl der Vertrautheit verstärkt. Wir konnten uns zwar nur sehr kurz sehen, aber durch unsere monatelangen Gespräche kam es mir so vor, als ob wir uns schon lange kennen würden. Wir sprachen miteinander, als ob wir uns nie fremd waren und ich fühlte mich in deiner Anwesenheit so wohl.

Einen Monat später gab es das nächste Treffen. Ich war so aufgeregt und glücklich, Dich wiederzusehen. Nach drei Stunden intensiven Gesprächen und jeder Menge Tee mit Honig lagen wir uns in den Armen und ich genoss Deine Nähe, Deinen Duft und wie Du Dich anfühltest. Unsere Lippen waren so nah beieinander, doch nichts geschah. Als ich meine Augen schloss und Deine Finger meine Haarsträhne aus dem Gesicht wischten, spürte ich Deine Lippen auf meinen … Es war ein sehr sanfter und zärtlicher Kuss und mir stockte der Atem – doch du musstest wieder weg, und ich begleitete Dich zum Bahnhof.


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