Weil wir doch immer noch dieselben sind

Sie waren ein Fernbeziehungs-Paar und träumten davon, zusammen zu sein. Jetzt sind sie es. Aber es fühlt sich nicht so an wie erhofft. Der Brief unserer anonymen beziehungsweise-Leserin versucht das Heute in Worte zu fassen, das vier Jahre lang immer nur ein Wunsch gewesen war

Über uns könnte man ein Buch schreiben, einen Film drehen – sagst du, als ich wieder einmal in deinen Armen liege, heute, nach vier Jahren. Ja, sage ich und überlege, was wir wohl wirklich in fünfzig Jahren sein werden. Du dann wohl 75 und ich kurz vor meinem Achtzigsten.

Heute bist du 25 und ich darf in einem Jahr die Zwei mit der Drei tauschen. Heute ist Herbst und es ist etwas mehr als vier Jahre her, dass wir uns im Sommer am anderen Ende der Welt begegnet sind. Heute teilen wir uns vielleicht zum zehnten Mal das Bett, sehen uns zum fünften Mal in unserem Leben – wo wir aber doch beide wissen, wie nichtssagend so eine Zahl sein kann.

Heute, wenn es sich immer wieder so anfühlt, als würde ich dich bereits mein Leben lang kennen, als hätten wir uns hundertfach häufiger die letzten Jahre gesehen. Wo es dabei doch nur einmal im Jahr war, aber gefühlt 24/7 Textnachrichten und dazwischen Calls bis ans andere Ende der Welt. Heute, wo ich zu „Atemlos“ mehrere Tränen verdrücke, du neben mir auf der Bierbank. Weißt du noch, als du mir – fast schon kitschig – damals dein Gedicht via Skype dazu vorgetragen hast? Heute neben mir, als wärst du es auch die letzten vier Jahre gewesen, als ich es nicht lassen konnte, dich mit meinen Tonaufnahmen dieses Wiesnhits zu unterhalten.

Zum ersten Mal gemeinsam erleben, was zuvor nur in der Distanz getrennt erlebt wurde

Heute, wo du mir zuliebe endlich dabei bist, mittendrin, so wie ich es mir die letzten vier Jahre immer ersehnt hatte. Heute, wenn es aber nicht mehr dasselbe ist, weil ich dir sage, es hat sich für mich verändert. Heute, weil mich bei den ersten Zeilen des Songs das Gefühl überrennt, dass es vier Jahre zu spät ist und ich mich in dem Moment selbst dafür hasse, dass wir uns verpasst haben. Heute, während wir uns noch im Arm liegen und wieder den Versuch wagen, UNS in Worte zu packen. Heute, wo wir mutig sein wollen und denken, jetzt könnten wir es endlich.


Weitere interessante Beiträge