Ich bin heute dankbar für den Mist, den ich erlebt habe

An einem rührseligen Abend habe ich einem guten Freund mal meine Biographie erzählt, die, die mit der Liebe und allen ihren Varianten zusammenhängt. Und mit dieser verdammten Sehnsucht nach ihr – diese Sehnsucht, die manchmal viel schöner ist als die Realität und manchmal vielleicht noch mehr weh tut als diese. Von der Schul- bis zur Jetztzeit. Ich hatte das vorher noch nie getan, aber an diesem Abend, nach zwei, drei Ouzo (ganz ehrlich, ich weiß auch nicht, warum ausgerechnet Ouzo), war es an der Zeit. Ich hatte bis dahin einfach immer so vor mich hingelebt, ohne zurückzublicken. Auf eine Enttäuschung, musste ich jetzt feststellen, war stets die nächste gefolgt, auf einen schönen Abschnitt eine Durststrecke. Anders ausgedrückt: Auf Sonne folgte bei mir irgendwann immer wieder Regen. „Das klingt ja nicht gerade nach einer Erfolgsstory“, meinte mein Freund trocken.

Irgendwie hatte er wohl Recht – fast zwei Jahrzehnte Finden und Verlieren der Liebe. Dutzende Kontakte, bei denen ich mich teilweise nicht einmal mehr an den Namen erinnere. Drei Beziehungen, zwei kurze, eine lange. Zwei peinliche Streits in der S-Bahn im Feierabendverkehr. Ein Hassbrief. Einige getrocknete Rosen, die ich immer noch im Keller in einer Kiste aufbewahre, weil ich es nicht übers Herz bringe, sie wegzuschmeißen. Eine Handvoll Frauen, mit denen ich mich gemeinsam auf den Weg machte, um irgendwann den Kopf zur Seite zu drehen und festzustellen, dass da an meiner Seite niemand mehr ist. Vieles war gut, aber wohl nichts gut genug, um immer noch zu bestehen; oft passte es, aber eben nur ein bisschen. Für sie oder für mich oder für uns beide. Wenn es anders gewesen wäre, wären wir ja zusammengeblieben.


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