Ich bin heute dankbar für den Mist, den ich erlebt habe

Was mir nach dem Gespräch mit meinem Freund aber mit einem Mal bewusst wurde, war, dass ich das alles gar nicht mehr schlimm fand. Vor zehn Jahren hätte ich vielleicht noch gedacht: Das wird niemals was mit mir und der Liebe. Aber heute bin ich ganz ruhig. Ich glaube, die Gelassenheit, die ich inzwischen habe, habe ich nicht trotz, sondern wegen der vielen negativen Erfahrungen, die ich bisher gesammelt habe – und weil ich auch noch in den dunkelsten Momenten das Gute als Gutes zu schätzen wusste. Ich habe eingesteckt und ausgeteilt, aber ich habe eben auch geschenkt bekommen und geschenkt. Ich habe immer versucht, beide Seiten im Blick zu behalten, ohne dabei eine zu vergessen oder zu verdrängen. Mit den Jahren ist mir das wohl immer besser gelungen. Ich lasse Vergangenes leichter los als früher, halte es nicht krampfhaft fest. Aber ich akzeptiere zugleich, dass mich ebenso Negatives wie Positives geformt hat und auch die schlechten Erfahrungen – selbst jene, die noch heute in mir nachwirken – zu mir dazugehören und nichts sind, das ich „ausrotten“ müsste. Sie haben mich stark gemacht und ruhig. Mit jeder neuen negativen Erfahrung werde ich noch gelassener, auch wenn sie weh tut. Denn ich weiß, dass sie meine Sehnsucht und meine Hoffnung nicht ausradieren kann, und ich weiß inzwischen, dass man Verletzungen loslassen kann – und sie es sind, die dann die Klippe runterstürzen, nicht man selber.

Ich träume von der Liebe, aber ich mache mein Lebensglück nicht von diesem Traum abhängig. Wenn ich wählen müsste zwischen Liebe und Gelassenheit, dann würde ich heute wohl die Gelassenheit wählen. Weil ich weiß, dass sie frei macht für die Liebe.

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