Hoffentlich ist es noch nicht zu spät

Der Stress mit der Ex-Partnerin belastete seine neue Beziehung. Unser anonymer Autor zieht Bilanz und wünscht sich noch eine letzte Chance mit der Frau, die er liebt

Ich hatte mein Glück schon als verloren geglaubt. Zu viel war bereits schiefgelaufen und ich empfand mich selbst als nicht mehr liebenswert, aber dann traf ich sie. Eines Morgens saß ich in der Universität und auf einmal war sie da und hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Ich konnte meine Augen nicht von ihr lassen. Das Gefühl war nicht nur: „Wow, sie ist echt hübsch.“ Es war viel mehr: „Oh mein Gott, was passiert hier gerade? Wer ist diese wundervolle Frau? Sie sieht unglaublich aus und sie wirkt so anders, so warm, so … atemberaubend. Ich muss sie unbedingt kennenlernen!“

Entgegen meiner üblichen Tendenz, vergleichbare Impulse zu unterdrücken und mir selbst einzureden, dass ich es nicht wert sei, fasste ich all meinen Mut zusammen und sprach sie an. Gott, war ich nervös. Es muss lustig für sie gewesen sein mitzubekommen, wie ich versucht habe, eine coole Antwort darauf zu geben, was ich für Musik höre. Heute muss ich schmunzeln, wenn ich daran denke. Sie hatte mir vom ersten Moment an den Kopf verdreht.

Ich nutzte einige Tage später die Gelegenheit unseres gemeinsamen Seminares und fragte sie, ob sie mit mir zusammen ein Referat halten wollte. Das Referat war mir zu dem Zeitpunkt vollkommen egal. Ich wollte Zeit mit ihr verbringen und sie näher kennenlernen. Ich wollte herausfinden, was sie zum Lächeln bringt. Und sie sagte ja.

Ich war jedes Mal total nervös, aber ich versuchte mir möglichst wenig anmerken zu lassen. Stattdessen versuchte ich ihr durch kleine und große Komplimente, mal mehr, mal weniger direkt zu zeigen, was ich für sie empfand. Sie fühlte sich offensichtlich geschmeichelt, aber sie war misstrauisch gegenüber meinen Absichten. Außerdem hatte sie vor nicht allzu langer Zeit eine schmerzhafte Trennung hinter sich gehabt.

So dauerte es mehrere Monate. Es dauerte viele Donnerstags-Dates. Donnerstag war unser Tag. Ich ging quasi das gesamte Semester nicht mehr zu meiner Vorlesung am Donnerstagnachmittag. Stattdessen wollte ich mehr Zeit mit der wundervollsten Frau verbringen, die mir je begegnet ist. Damals war mir noch gar nicht bewusst, was für einen großen Einfluss sie noch auf mein Leben und auf meine Gefühlswelt haben würde.

Es dauerte lange, bis ich den Mut hatte, zu versuchen, sie zu küssen. Für mich war gefühlt bereits eine Ewigkeit vergangen, seit wir uns kennengelernt hatten und mir war mittlerweile durchaus bewusst, dass auch sie mich nicht unattraktiv fand und meine Gefühle irgendwie auch erwiderte. Trotz der langen Zeit, die ich bereits gewartet hatte, war es noch zu früh. Sie fühlte sich etwas überrumpelt. Na ja, vielleicht war es aber auch trotzdem genau der richtige Moment, denn einige Zeit später kamen wir uns dann doch näher.

Aus „sie & ich“ wurde langsam ein „Wir“ und aus mir wurde langsam ein anderer Mensch und das meine ich im allerpositivsten Sinne. Durch sie lernte ich die kleinen Momente im Leben wieder zu schätzen. Ich konnte manchmal die Welt um mich herum vergessen und wieder aus tiefstem Herzen lächeln und glücklich sein. Eine Umarmung von ihr konnte die Welt verändern. Mit ihr war alles und überall irgendwie schön. Selbst die langweiligste Vorlesung. Ein Blick zur Seite und ich wusste sofort wieder, warum das Leben so schön ist.


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