Gemeinsam gehen wir getrennte Wege

Seit dieser Nacht war nichts mehr wie vorher. Wir sahen uns so oft es unsere Zeit zuließ und es dauerte nicht lange, bis ich mich Hals über Kopf in dich verliebte. Sicher, du warst nicht der erste Mann in meinem Leben, aber noch nie schlugen die Gefühle mit solch einer Heftigkeit zu. Ich konnte mir mit dir alles vorstellen. Jeden Tag verliebte ich mich neu und mehr in dich. Ich ließ es einfach geschehen, und du auch. Gemeinsam wollten wir die Welt entdecken. Unsere Liebe, die erst ein paar Monate alt war, war unser ständiger Begleiter und nichts deutete darauf hin, das dieses unbeschreibliche Glück jemals sein Ende finden konnte.

Doch irgendwann konntest du deine leisen Zweifel nicht mehr ignorieren und sie nahmen unseren ganzen Raum ein. Eigentlich lief alles gut, aber plötzlich hast mich immer mehr auf Abstand gehalten. Auf einmal ging dir alles zu schnell. Gemeinsame Freunde hatten mich bereits vor deinem „Beziehungsverhalten“ gewarnt, dennoch wollte ich mir mein eigenes Bild machen und du hast jeden anfänglichen Zweifel sehr schnell ausgelöscht. Jetzt zweifelte ich? Hatten unsere Freunde und Kollegen vielleicht doch Recht?

Du hast dich von mir abgewandt und unsere Beziehung in einem Nebensatz, während eines Telefongesprächs beendet. Du würdest dich wohler fühlen, wenn wir einfach nur befreundet wären, denn dann bestünde keine Gefahr, dass du mir eines Tages das Herz brechen würdest. Minutenlang hielt ich den Hörer in meinen Händen, obwohl das flüchtige Gespräch längst beendet war. Ich starrte gedanklich auf die zersplitterten Überreste meines Herzens, das du nicht hattest zerbrechen wollen.

Nie zuvor habe ich einen solchen Liebeskummer erlebt. Täglich schrieb ich Briefe an dich, allerdings schickte ich kaum einen ab. Sie sammelten sich zu einem großen Haufen, genau wie meine Fragen. Warum wolltest du uns anfangs so sehr und dann von heute auf morgen nicht mehr? Ich versuchte es zu begreifen und fand keine Antworten, auch nicht bei dir, denn du reagiertest auf keine Zeilen oder Anrufe … Drei lange Jahre nicht.

Bis du eines Tages wieder vor meiner Tür standest.


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