Beziehung aufgewärmt 2.0

Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, Gesagtes nicht ungesagt und Geschehenes nicht ungeschehen machen. Unsere anonyme Autorin wagte einen zweiten Versuch, weil dieser besondere Mann es ihr wert war

Das erste Mal, das ich ernsthaft über dich nachdachte, war auf einer kleinen Party. Eine von den vielen, die in kleiner Runde so oft in der Garage eines Freundes gefeiert wurden. Du warst so in Gedanken verloren, betrübt und ruhig. Weit entfernt von dem Mann, der mir so überheblich und arrogant vorkam.

Obwohl es etliche Abende gab, an denen wir mit anderen zusammen saßen, grillten und feierten, kanntest du mich aus Erzählungen, wenn bei meinem Ex und mir mal wieder der Haussegen schief hing. Ich war die Freundin von jemandem, mit dem du zusammen aufgewachsen warst, eine jahrzehntelange Freundschaft. Irgendwann trennte ich mich. Viel zu lange hatte ich diese Entscheidung aufgeschoben, habe still und allein vor mich hin gelitten und irgendwann begriffen, dass es sinnlos war, allein für etwas zu kämpfen, das schon lange keine Zukunft mehr hatte. Doch wie es oftmals bei Trennungen der Fall ist, war der gute Vorsatz, sich friedlich zu trennen, irgendwann zwischen Enttäuschung, Lügen und zu vielen Diskussionen über Respekt und Privatsphäre über Bord gegangen.

Nachdem ich zwei Jahre in Folge bewusst mein neues, besseres Jahr allein um Mitternacht mit „Hey, schlimmer kann es nicht kommen!“ begrüßt hatte, wollte ich dann doch noch spontan zu einer Silvesterparty. Ich fuhr zur Garage (auch dort war natürlich eine kleine Silvester-Sause mit den Leuten, die mir vorher so ans Herz gewachsen waren), um eine Freundin einzusammeln. Wie das so mit spontanen Ideen ist, fuhr ich letztlich mit zwei Bekannten und dir weiter.

Im Club feierten wir dann ein paar Stunden. Die einen wollten noch nicht los, ich war aber bettreif (nüchtern an Silvester, während alle einen im Tee haben, passiert mir nie wieder). Du wolltest mit zurück, die anderen nahmen sich später ein Taxi. Und dann veränderte sich alles. Ich parkte in deiner Auffahrt, wollte dich absetzen. Wir begannen zu reden. Nach zweieinhalb Stunden, die wie zehn Minuten vorüber flogen, stellte ich fest, du warst nicht der arrogante, überhebliche Typ, sondern jemand, der genau die gleichen Ansichten und Erwartungen wie ich an eine Beziehung stellte. Das, was du suchtest, war eine gemeinsame, glückliche und ehrliche Zukunft.


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