Eine Entdeckung am Morgen

Ich quälte mich durch Wochen des Glücks und der Verliebtheit. Als sei Glück eine Waagschale und gäbe es immer noch eine zweite. Dann ließ ich los, dann sprang ich. Er hatte alles dafür getan, sich um mich bemüht, mich gehalten, mein Herz umarmt. Ich konnte nicht mehr, ich musste mich entscheiden und ich entschied mich für ihn. Mein Blick wanderte von mir zu ihm und uns. Ich wollte ihn, mit jeder Faser seines Körpers. Dieses befreiende Gefühl hatte fast drei Monate gebraucht, um sich einzustellen.

Und dann stand ich an jenem besagten Morgen in der Küche seiner Wohnung, kochte Kaffee und wartete darauf, dass mein Liebster aufwachte. Auf einem Regal lag sein Portemonnaie, daneben seine Schlüssel, EC-Karte und sein Führerschein. Neugierig stand ich auf und betrachtete das Bild, das wohl mit achtzehn oder neunzehn aufgenommen worden sein mochte. Verwundert stellte ich fest, dass er damals schon sehr reif ausgesehen hatte. Vor zehn Jahren vielleicht. Ich las sein Geburtsdatum und erstarrte.

Tanz der Zahlen

Ich war 32, er 23. Mir war, als hätten sich die „2“ und „3“ zum Tanz verabredet und einander durcheinandergewirbelt, verdreht, vertauscht. Wenn ich 40 wäre, würde er erst 31 sein. Als sei ein Damm gebrochen, der lange alle meine Zweifel zurückgehalten und aufgestaut hatte, wurde ich von trüben Gedanken überschwemmt. Ich wollte irgendwann heiraten und Kinder. Nicht jetzt, aber in den nächsten Jahren. Ich wollte einen Beschützer an meiner Seite, eine starke Schulter. Und eigentlich hatte ich das doch schon alles. Es war doch alles gut. Aber diese eine Information …

Liebster, an diesem Morgen saß ich allein in der Küche und hasste mich. Hasste mich dafür, dass irgendetwas in mir meinte, das sei nicht gut so, dass du viel jünger bist als ich, dass ich um einiges älter bin als du. Ich wusste, es sollte keine Rolle spielen, aber in diesem Moment spielte es eine Rolle. Ich hasste mich für meine Zweifel und wurde sie doch nicht einfach so los.

Ich fragte mein Herz

Doch dann geschah ein Alltagswunder. Ich fragte mein Herz und es sagte „ja“ zu dir. Daraufhin befahl ich mir, dich trotz meiner Zweifel vorbehaltlos zu lieben. Das tat ich zwar offenbar nicht, aber ich wollte es. Ich nahm es hin, dass diese Stimmen in mir plapperten und Zweifel säten. Dass sie nicht einfach durch eine Entscheidung verstummten. Aber ich wusste, dass ich dich, genau dich und nur dich wollte, an meiner Seite, in meinem Herzen. Also liebte ich, denn Liebe ist ja ein Tun.

Mit den Monaten, die schließlich ins Land zogen, wurden auch die zweifelnden Stimmen leiser und ich kam schließlich ganz bei dir an.

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