Ein verlorener Moment

Manchmal begegnen sich Menschen, die füreinander bestimmt scheinen, zum falschen Zeitpunkt. Unsere anonyme Autorin erlebte dies mit dem selben Mann gleich mehrfach. Versucht sie es noch einmal – oder gibt sie lieber auf?

Es war vor ein paar Jahren, wie lang ist es wohl her? Es muss so vor fünf oder sechs Jahren gewesen sein, aber das ist auch nicht so wichtig. Ich hatte meine Ausbildung gemacht und er war in einem Betrieb unter meiner Ausbildungsstätte angestellt. Wir sahen uns oft, irgendwann sprachen wir miteinander, gingen in der Pause Kaffee trinken, fuhren zusammen nach Hause.

Wir redeten, als hätten wir schon so viele Gespräche geführt, wir blickten uns an, als würde es nie wieder etwas anderes Schönes geben. Dieses Gefühl, ob wir nun in einer vollen U-Bahn standen oder irgendwo anders, in solchen Momenten gab es nur ihn und mich, den Blickkontakt zu unterbrechen war fast unmöglich.

Jetzt sollte man denken, dass es klassisch weiterging: Dates, Küsse, Beziehung … Nein. Ich beendete meine Ausbildung in einer Phase, in der ich einige private Probleme hatte und er auch. Wir sahen uns nicht mehr bei der Arbeit.

Und Telefonnummern? Hm, vielleicht dachten wir, dass wir noch so viel Zeit hätten. Wozu Telefonnummern tauschen, wenn wir uns doch regelmäßig sehen? Es vergingen einige Jahre. Hin und wieder dachte ich an unsere Blicke und dieses Gefühl zurück, das ich dabei empfunden hatte.

Wenn ich hin und wieder einmal an ihn dachte, versuchte ich auch, ihn zu finden: Facebook, Instagram, Google, na ja, was halt so ging. Aber nichts. Er war nicht zu finden, ich wusste nicht, wo er genau wohnte und jemanden in einem Berliner Bezirk zu finden, gestaltet sich doch sehr schwierig.


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