Du machst einen Fehler nach dem anderen

Wer wünscht sich nicht einen Partner, auf den man stolz sein kann? Unsere anonyme beziehungsweise-Leserin wollte dem Mann an ihrer Seite helfen, Selbstvertrauen zu fassen, um die Herausforderungen des Lebens meistern zu können. Doch der gab sich stattdessen auf und der Sucht hin

Was bist du bloß für ein Mensch? Du saugst andere aus wie ein Energievampir. Du hast noch nichts erreicht in deinem Leben. Dein Selbstwertgefühl befindet sich nicht einfach nur im Keller, es ist schon beinahe beerdigt. Und dennoch tust du dich in Gegenwart anderer groß hervor und wunderst dich dann, wenn du belächelt wirst, sobald diese deine blendende Art durchschaut haben. Das Geld, welches du beim Bundeswehrdienst verdientest, hast du „zum Großteil für Gras ausgegeben“.

Wo waren deine Eltern? Meine hätten mir einen Riegel vorgeschoben und mir jegliche finanzielle Unterstützung untersagt. Dein Zauberwort nennt sich „emotionale Erpressung“. Mischt sich deine Familie zu sehr ein oder sagen sie dir Dinge, die du nicht hören möchtest, drohst du mit Kontaktabbruch. Du lässt dir nicht in die Karten gucken, weil dann jeder sehen könnte, dass du mit diesen nicht einmal mehr ein Kartenhaus bauen könntest; denn du begehst einen Fehler nach dem anderen. Trotzdem bist du davon überzeugt, reif und überlegt zu handeln. Wie kann man sich das so dermaßen vorspielen?

Ich hatte keine Erfahrung mit Gras und da es viele rauchen, habe ich dir vertraut. Du sagtest, dass du gewissenhaft damit umgehen könntest und ich wollte ja keine Mama für dich werden, sondern deine Partnerin. Doch leider bestimmen Sex und Gras dein Leben, und letzteres kontrolliert dich. Ich weiß, das möchtest du nicht wahrhaben. Ich habe dich kennengelernt, als du dein Studium abbrachst, um Polizist zu werden – dein angeblicher Traumberuf. Doch du hast dich nie darauf beworben, sagtest, dass es doch nicht mehr so deins sei und bewarbst dich stattdessen für eine andere Ausbildung.

Mir hätte es schon viel früher auffallen müssen, aber ich wollte es nicht wahrhaben. „Nein, nein. Du bist nicht bei so einem Kerl gelandet …“, beruhigte ich mich. „Der macht doch keine Schulden wegen Gras.“ Doch, das machtest du. Deswegen wolltest du nach dem Buchen unseres ersten und letzten gemeinsamen Urlaubs auch stornieren, denn du hattest dich um einige Hundert Euro verkalkuliert. Wie kann man sich bitte um so viel Geld verkalkulieren?

Ich habe dich mehrfach vor dem Buchen gefragt, ob du dir einen Urlaub leisten könntest und du beteuertest, du hättest genug auf der Baustelle verdient. Wir mussten dann in den Urlaub – es war eine höllische Zeit für mich, denn du hast mir ganz offen gezeigt, dass du mich nicht an deiner Seite haben wolltest und nur nicht gegangen bist, weil der Urlaub anstand. Keiner meiner Freunde konnte einspringen und so ertrug ich die unwürdige Situation, um nicht so viel Geld zum Fenster rauszuwerfen.


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