Bekenntnisse eines ängstlichen Mannes

Was ist die Geheimzutat einer dauerhaft glücklichen Beziehung? Unser anonymer Autor hat sie entdeckt

Ich bin ein ängstlicher Mann. Das ist nichts, worauf ich stolz bin. Vielmehr ist es hinderlich, weil mir vieles schwerfällt, was anderen Menschen leicht erscheint. Aber einige Ängste gehören wohl einfach zu mir. Sie sind gekommen, bis zu einem bestimmten Grad gewachsen und wurden dann unter Mühen von mir zurechtgestutzt. Ganz ausrotten werde ich sie wahrscheinlich nie können. Ich muss mit ihnen leben. So ist das eben.

Lach doch mal, ganz laut! Das macht mir Angst. Hüpf einfach mal in einen neuen Tag hinein und lass dich gehen und treiben! Würde ich gerne, doch es gelingt mir selten. Sprich doch mal diese Frau da vorne an, die sieht doch nett aus! Ich schaute die besagte Frau an, die du warst.

Du standst, ganz unspektakulär, am Drucker im Rechenzentrum unserer Uni und gefielst mir ganz einfach. Dein offenes, dunkelblondes Haar, dein weiches, schönes Gesicht. Beim Warten auf deine vielen Drucke hast du gelächelt. Ich habe noch nie jemanden so lächeln sehen, während er darauf wartete, dass ein Druck fertig wurde.

Es geschah kein Wunder. Ich stand nicht einfach von meinem Arbeitsplatz auf und sprach dich an. Ich sagte nicht: Hey, du, zu viel Lernen ist auch nicht gut, lass uns einen Kaffee trinken gehen, ich lade dich ein. Ich schickte stattdessen selber einen Druckjob, wie es dort hieß, ab und stellte mich neben dich. Du sahst mich an und hast gelächelt. Ich lächelte zurück. Und irgendwann nahmst du deine fertigen Drucke und gingst.

Aber der Zufall meinte es gut mit uns beiden. Wir sahen uns auf einer Feier wieder. Das heißt: Ich entdeckte dich wieder. Dann holte ich mir zwei Drinks, trank erst den in der linken, dann den in der rechten Hand. Unterhielt mich mit meinen Freunden, bis der Alkohol anschlug, ging schließlich zu dir und wir wurden bald ein Paar.


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