Auf ein Neues!

Mein Mann war schon vor Mitternacht so betrunken, dass er ins Bett gebracht werden musste. Ich selbst halte mich alleine wegen der Kinder schon immer sehr zurück, wenn es um Alkohol geht. Irgendjemand muss ja da sein, wenn mit einem Kind etwas ist wäre. Der Bruder meiner Nachbarin half mit, meinen Mann ins Bett zu bringen. Als ich ins Schlafzimmer ging, um meinem Mann eine gute Nacht zu wünschen, saßen sie auf der Bettkannte und philosophierten über Gott und die Welt.

In dem Moment, als ich vor meinem Mann stand, um ihm einen Kuss zu geben, passierte es dann. Der Bruder meiner Nachbarin nahm meine Hand. Und wieder diese Blick durch diese tiefblauen Augen in meine Seele. In diesem Moment ist etwas passiert. Ich begann meine Ehe in Frage zu stellen. Was macht mich aus? Was ist das, was ich will? Kann ich mich nach nunmehr fünf Jahren weiterhin darauf einlassen, immer zu geben und zu geben – und selbst immer wieder zurückzustecken?

Ich verbrachte viel Zeit in Gedanken nach diesem Abend. Aber alleine sollte ich nicht weiterkommen in diesem Chaos. Es folgte ein Tag Gartenarbeit bei den Eltern meiner Nachbarin. Ich habe unsere Hilfe angeboten, warum auch auch nicht? An diesem Tag sprach ihr Bruder kein Wort mit mir. Ich wusste nicht, was ich getan hatte. Da ich das Gefühl hatte, vielleicht etwas falsch gemacht zu haben, entschuldigte ich mich am nächsten Tag bei ihm.

Nach einem holprigen Anfang hielten wir täglich Kontakt. Er schrieb mir bald morgens auf dem Weg zur Arbeit und in jeder Pause, die er machte, bekam ich Nachrichten und Bilder seiner Baustellen. Auch nach Feierabend haben wir geschrieben und abends war er oft bei den Nachbarn, wenn ich auch dort war. Und wenn er dann nach Hause fuhr, habe ich auch Nachrichten von ihm bekommen, bis wir uns beide ins Bett gelegt haben zum Schlafen.


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