An den Piraten, der mir die Schattenseiten der Liebe zeigte

Viele Monate datet unsere anonyme Autorin einen „Piraten“, der ihr auf dem Karneval schöne Augen machte, zieht für ihn sogar nach Berlin. Alles fühlt sich an wie auf Wolke Sieben, bis er eines Tages ohne ein einziges Wort aus ihrem Leben verschwindet

Es war Karneval in Köln. Das erste Mal, dass ich diese ganz eigene Jahreszeit erleben durfte. Ich hatte den Bachelor in der Tasche und schaute losgelöst und glücklich in eine noch ungewisse Zukunft. Ich hatte keine Erwartungen an den Karneval und plötzlich fordertest du – der Pirat – mich zum Tanz auf. Du hast mich einfach umgehauen. Wir harmonierten sofort. Es waren intensive Blicke und eine zärtlich, schwungvolle Zeit auf der Tanzfläche, die wir zusammen verbrachten. In deinem Bann erlebte ich unseren ersten Kuss.

Als ich mit meiner Freundin nach Hause gehen wollte, hast du versucht, mich davon zu überzeugen, mit in dein Hotel zu kommen. Ich war sehr überrascht von diesem Vorschlag und habe abgelehnt. Erst jetzt weiß ich, dass ich noch viel über Liebe und die Dating-Szene zu lernen hatte und diese Situation ein Warnzeichen für mich hätte darstellen können.

Fortan schrieben wir uns jeden Tag. Telefoniert haben wir nie – das war nicht so dein Ding. Du hast in Berlin gewohnt und warst damals Unternehmensberater und somit viel unterwegs. Für dich war es auch nicht das erste Mal Karneval.

Aus meinem Bachelor-Studiengang kannte ich noch zwei meiner besten Freundinnen, die wieder in Berlin wohnten. Deshalb war ich regelmäßig in der Stadt. Und nun habe ich immer, wenn ich bei einer meiner Freundinnen zu Besuch gewesen war, dich gesehen.

Oft nahm ich erst Montagmorgen in aller Früh eine Mitfahrgelegenheit nach Hamburg zurück, um die Nacht noch bei dir zu verbringen. Wir kamen uns immer näher und ich wurde süchtig nach diesen unglaublichen Küssen. Wir haben selten mehr als 1,5 Tage am Stück zusammen verbracht.

Dann stand die Entscheidung an, wo ich für meinen Master hinziehen würde. Ich habe mich in drei Städten beworben. Als die Zusage für Flensburg kam, sagtest du, ich solle doch besser noch abwarten. Ich hatte mich auch in Berlin beworben. An einer kleineren Uni, die bei Nicht-Berlinern nicht so bekannt ist. Ohne dich hätte ich von dieser Option nicht gewusst und ich bin dankbar – denn ich entschied mich für einen Umzug nach Berlin. Ich wollte mich nun nach dem Leben in einer Kleinstadt, wo ich den Bachelor absolviert hatte, in das Großstadtleben stürzen. Und ich wollte dich weiter kennenlernen. Und du warst happy.


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