Alles ist perfekt. Bis auf die andere Frau

Sie hat sich in einen vergebenen Mann verliebt. Unsere anonyme Leserin über eine Liebe, die keine Zukunft hat. Vom Schicksal verbunden und von der Vernunft getrennt

Es ist gerade einmal zehn Wochen her, als du in mein Leben gestolpert bist. Die letzten vier Wochen haben wir bereits keinen Kontakt. Gestolpert, das trifft es in der Tat ganz gut, denn du warst plötzlich da und hast mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. So sehr, dass ich selbst jetzt noch jeden Tag in die Gedanken an dich versinke, ich erwische mich immer wieder dabei – du bist der erste Gedanke am Morgen und der letzte vorm Einschlafen. Von meinen Träumen ganz zu schweigen.

Es war ein ganz normaler Abend, ich war unterwegs mit einer Freundin, völlig ohne Ziel – zumindest, was Männer betrifft. Nach endlosen Wochen der verzweifelten Suche und Sehnsucht nach einem neuen Mann war der Punkt endlich wieder da: Die Entspanntheit und die innere Sicherheit, dass alles so kommt, wie es kommen soll und es sich nicht lohnt, zu suchen. Es passiert immer genau dann, wenn man nicht damit rechnet – so war es auch bei dir. Ich habe immer an das Schicksal geglaubt.

Ich betrat den Raum, plötzlich standest du da und zwinkertest mir zu. Wir kannten uns flüchtig von früher, mehr aber auch nicht. Ich weiß, du behauptest bis heute, du hättest nicht gezwinkert, aber in meiner Version ist es so. Deine Nachricht nach diesem Abend ließ nicht lange auf sich warten. Für mich war es okay, du warst vergeben und hattest ein Kind, das wusste ich. Du bist keine Option. Dachte ich. Wir schrieben ein paar Tage, sahen uns zufällig wieder und verabredeten uns irgendwann bei mir zu Hause. Du bist keine Option, sagte ich mir auch jetzt noch.

Gegen das Schicksal kann man sich nicht wehren. Als du den Raum betreten hast, war alles so normal, angenehm und selbstverständlich. Als wäre es schon immer so gewesen. Ich bekomme normalerweise schnell Beklemmungen, zu viel Nähe ertrage ich nicht und ergreife die Flucht. Ich habe es in den letzten Jahren einfach verlernt, zu vertrauen und mich zu öffnen. Bei dir war es anders. Du warst in meiner Nähe und alles spielte verrückt. Mein Magen drehte sich, mein Herz sprang fast aus meiner Brust, meine Beine zitterten, der Verstand setzte aus. Es gab nur uns beide, noch nie im Leben war ich so glücklich. Du bliebst die ganze Nacht, es war unbeschreiblich schön, neben dir zu liegen. Am nächsten Tag versuchte ich, meine Gedanken zu sortieren. „Du bist keine Option“, sagte ich mir immer wieder. Aber du nahmst mir alle Angst und jeden Zweifel, du fühltest dasselbe wie ich. Eine innere Verbundenheit, eine Vertrautheit, als würden wir uns seit Jahren kennen. Noch nie habe ich so intensiv geliebt und das von der ersten Sekunde an. Mit dir ist alles perfekt. Einer fühlte den anderen, egal wo er auch war. Das Herz zersprang bei jeder Berührung, jede Sekunde ohne einander fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Wir zogen uns an wie Magneten. Oder wie es in unserem Lied heißt „Als wären wir Vertraute seit Jahren“. Wo kam diese Vertrautheit her? Sowas nennt man Seelenverwandtschaft. Aus zwei Herzen wird eins.


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