Von den Tücken der Eifersucht

Als sie ihn traf, hatte sie keine Ahnung, was da auf sie zukommen würde. Zum Glück ließ sie sich darauf ein. Unsere anonyme Leserin schreibt ganz offen über Eifersucht, Verlustangst, mangelndes Selbstwertgefühl – und Mut zur Veränderung

Zuerst dachte ich, dass du mich sicher nicht magst, als ich am Freitagabend ziemlich unbeholfen an dir vorbeistolperte und du mich einfach nur ernst angestarrt hast. Dann war ich hochgradig verwirrt, als du mich am nächsten Morgen ansprachst und einfach nur offen und freundlich warst. Doch selbst nachdem wir am letzten Tag nach einem netten Gespräch beim Frühstück Nummern getauscht hatten, habe ich mir eigentlich nichts dabei gedacht. Und dennoch schrieb ich dir, einfach so.

Aus ein paar SMS wurden innerhalb kürzester Zeit Dialoge von epischer Länge, dann kamen die nächtlichen Telefonate. Wir trafen uns auf so vielen Ebenen, schrieben und sprachen über Gott und die Welt. Und dann sagtest du mir, dass du mich wiedersehen willst. Ich war noch in einer Beziehung zu diesem Zeitpunkt, doch glücklich war ich schon länger nicht mehr – ich hatte es mir nur nicht eingestehen wollen. Zu meinem Freund war ich ehrlich, er wusste von Anfang an, dass da zwischen uns irgendwas war. Und er ließ mich machen, weil ihm klar war, dass ein Nein wenig Sinn ergeben hätte.

Ich werde nie vergessen, wie ich am Bahnhof stand und auf dich wartete. Wie wir erst kurz zögernd voreinander standen und uns dann eine halbe Ewigkeit umarmten. Wie du nach wenigen Metern meine Hand genommen hast, weil wir beide wussten, dass da keine Distanz zwischen uns sein sollte. Und wie du schließlich in meinem Wohnzimmer vor mir standest und mich fragtest, ob du mich küssen darfst.

Ich wollte mich schon länger von der Monogamie verabschieden, mit dir tat ich es. Ich ließ mich auf das Abenteuer ein. Es sollte nur Sex sein. Spaß. Erfahrung. Dann scheiterte zuerst deine Beziehung, anschließend meine. Wir standen uns gegenseitig bei. Trafen uns wieder. Und wuchsen immer stärker zusammen. Uns trennten viele Kilometer, doch wir schafften es immer, uns mindestens alle zwei Wochen zu sehen.


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