Irgendwann bin ich stark genug

Wie soll es nur weiter gehen? Komme ich mit ihm ein Leben lang klar? Unsere anonyme Leserin zweifelt an ihrer Beziehung und sucht einen Ausweg

Meine Beziehung läuft nicht gerade gut und ich erzähle euch nun, warum. Ich habe mich bereits vor einiger Zeit bei einer Dating-App registriert, weil das alle meine Klassenkameraden auch getan und teilweise bereits erfolgreich Partner darüber gefunden hatten. Da ich aber ein eher ängstlicher und vorsichtiger Mensch bin, ließ ich mir erst einmal Zeit, tatsächlich mit einem Profil auf die Suche zu gehen. Irgendwann war es dann soweit, ich gab an, 21 Jahre jung zu sein und in München zu wohnen. Keine zehn Minuten später hatte ich bereits einen ersten Interessenten, ich fand ihn total hübsch und er war auch mein Typ, er hatte kurze, aschblonde Haare und graublaue Augen. Wir schrieben eine Weile, bis er das Interesse verlor. Als ich den Chat geschlossen hatte, waren aber bereits zahlreich andere Chat-Anfragen eingetroffen und ich war richtig begeistert, wie viele junge und sehr attraktive Männer an mir Interesse hatten, obwohl ich doch gar nicht dem Schönheitsideal der schlanken Frau entsprach.

Als ich nach der Arbeit auf mein Handy sah, fand ich wieder einige neue Anfragen, auch von alten Freunden die sich wunderten, warum ich nun auf der App aktiv sein. Unter den alten Freunden war auch er. Ein ehemaliger Freund, in den ich damals schon total verliebt war und mich nie getraut hatte, es ihm zu sagen. Wir schrieben und tauschten Nummern aus. Er textete mich ständig an, schickte mir Bilder von sich und fragte mich nach einem Date. Als ich ihm sagte, dass ich in wenigen Tagen in den Urlaub fahren würde, war er traurig. Dennoch machten wir gleich etwas aus für nach dem Urlaub und ich freute mich riesig auf unser Treffen.

Mein erster Urlaub komplett alleine. Es hat wie aus Eimern geschüttet

Mein erster Urlaub komplett alleine. Nach acht Stunden Fahrt war ich endlich im Hotel angekommen. Ich legte mich nach dem Duschen ins Bett und schaute so lange Fernsehen, bis ich einschlief. Mich weckte am nächsten Morgen ein Unwetter. Es hat wie aus Eimern geschüttet. Toll, dachte ich mir, das fängt nicht gut an. Ich griff also nach meinem Handy. In meiner neuen App fand ich eine Funktion, in der ich sehen konnte, wo genau andere App-Nutzer in der Nähe waren. Ich sah mir zunächst die Profile im Umkreis von fünf Kilometern an, als ich eine Chat-Anfrage von Hannes erhielt: attraktiv und 60 Kilometer von meinem Urlaubsort entfernt, selbstständig, liebt Reisen, interessiert sich für die gleichen Dinge wie ich – und zehn Jahre älter.

Wir schrieben stundenlang und er erklärte mir, dass er in verschiedenen Städten arbeitet, wo er eben ein Projekt bekommt. Wir texteten über Gott und die Welt und dass er schon häufig in der USA war und nochmals dorthin möchte. Und dass ihm zu seinem Glück nur noch die Eine fehlt, die Eine, mit der er eine Familie möchte. Ich dachte mir nur, wie perfekt er wäre. Bei jeder Nachricht musste ich grinsen wie ein Kind, das alle Spielsachen bekommt, die es sich gewünscht hatte.


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