unerhört: Ich finde meinen Partner nicht mehr attraktiv

Sie ist seit 20 Jahren verheiratet mit einem Mann, den sie mittlerweile nicht mehr attraktiv findet. Hat diese Ehe noch eine Zukunft?

Frage: Bin ich oberflächlich, weil ich meinen Partner nicht mehr anziehend finde?

Ich finde meinen Partner nicht mehr attraktiv. Er ist klein. Er hat selber ein Problem damit, das überträgt sich, glaube ich, auch auf mich. Wir sind seit beinahe 20 Jahren verheiratet, sind schon früh zusammen gekommen. Ich war noch im Teenageralter. Wir haben zwei Kinder.

Ich ertappe mich oft dabei, wie ich anderen Männern nachschaue und mir oft eine andere Beziehung wünsche, auch Sex. Ich denke sehr oft über eine Trennung nach. Was mich davon abhält ist, dass er mich gut behandelt und mich liebt. Ich liebe ihn auch, aber mehr als Freund.

Weil ich auf Äußerlichkeiten schaue würden viele sagen, dass ich oberflächlich bin. Ist das so? Sollte ich das einfach annehmen und damit zurecht kommen?

Antwort: Alle Beziehungen müssen sich Veränderungen von innen und außen stellen.

Den Partner nicht mehr so attraktiv zu finden wie früher, ist eine innere Veränderung, wie sie häufig vorkommt: Ein Partner entdeckt, dass er Fantasien und Wünsche hat, die zuvor nicht da waren, oder nicht so stark, und die nicht auf den Partner passen. Und ganz klar: der kann ja nichts dafür. Der war schon so, als man sich kennenlernte und verliebte. Dem kann man nicht plötzlich nach 10 oder 20 Jahren sagen: Du, mittlerweile stört mich das. Oder kann man es vielleicht doch?

Zunächst einmal will ich dein schlechtes Gewissen etwas beruhigen. Was du schilderst, ist nicht ungewöhnlich, du bist nicht alleine mit deinen Zweifeln. Alle Langzeitpaare entwickeln mit den Jahren Fantasien, die sie nicht mit dem Partner ausleben können, weil dieser sie nicht erfüllen kann. Ob zu klein oder zu groß für die Fantasie, zu blond oder zu dunkel, zu schlank oder zu wenig sportlich … das ist einfach so. Denn die meisten Menschen haben nicht nur ein Ideal, sondern sie fühlen sich von verschiedenen Dingen angezogen. Und meist irgendwann von denen, die sie nicht die ganze Zeit haben könnten.

Ihr seid nicht alleine mit euren Fantasien

Das ist normal. Wer das wissenschaftlich begründet wissen möchte, dem empfehle ich die Bücher von Justin Lehmiller: Tell me, what you want* oder von Melanie Büttner, Alina Schadwinkel und Sven Stockrahm: Ist das normal?*. Wenn ihr euch jemals gefragt habt, ob ihr alleine seid mit euren Fantasien, dann wisst ihr danach: Nein, das seid ihr nicht. Und Überraschung: Euer Partner hat sie auch!

Du schreibst, du bist glücklich mit deinem Mann. Gleichzeitig hast du offenbar nach der langen Zeit und weil ihr bereits in so jungen Jahren zusammen gekommen seid, die Furcht, du könntest verpassen, glücklicher zu sein.


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