Geschichte des Suchenden #2

Micha ist Single und einer der Typen, die andere wohl als „Arschloch“ bezeichnen. Dabei ist er vor allem eines: Auf der Suche. Nach der Einen, nach der Richtigen. Und er nimmt uns mit auf diesen Weg – zu Dates und zu ersten Küssen, in Bars und Clubs. Und wer weiß: Vielleicht ja auch zu seinem Happy End?

Ich mag Sport. Ich mag es, mich zu bewegen. Deshalb schnappe ich mir regelmäßig Ludwig und los geht`s in den Park. Und ohne es zu planen, traf ich dort SIE. Isabell. Groß, sportlich und offensichtlich Hundeliebhaberin. Zumindest fand das wohl Ludwig, denn der lief – ganz entgegen seiner Gewohnheit – gleich zu ihr, als sie an uns vorbeijoggte. Und da stand sie nun, verschwitzt, lachend, wunderschön.

Sie nahm es Ludwig nicht mal krumm, dass er an ihr hochsprang. Der Junge hat offenbar Geschmack. Natürlich lud ich sie „als Wiedergutmachung“ ein. Isabell sagte zu, tippte mir ihre Nummer ins Telefon und weg war sie. Wow, dachte ich und sah Ludwig an. Der stand neben mir, wedelte mit dem Schwanz, und ich könnte schwören, dass er so etwas gedacht hat wie „So, Kollege, Auftrag erfüllt, das macht einmal doppeltes Abend-Fressen für mich!“. Hat er bekommen. Und ich mein Date.

Isabell und ich trafen uns zwei Tage später bei einem Italiener. Ich war ein wenig zu früh da und bestellte schon einmal Wein. Und dann sah ich sie. Sie kam auf mich zu, setzte sich und ich dachte wieder nur: Wow. Was für eine Frau. Und zunächst bestätigte sich auch mein erster Eindruck: Sie war nicht nur schön, sondern auch schlau. Ich hing an ihren Lippen. Und ich bekam Angst. Was, wenn ich es wieder versauen würde? Was, wenn das Arschloch wieder die Oberhand gewinnen und ich diese wundervolle und kluge Frau vergraulen würde? Ich gab mir alle Mühe, freundlich, lustig und offen zu sein. Ganz der charmante, tolerante Typ.

„Micha, ich bin so froh, dass wir uns getroffen haben. Mein Freund und ich leben in einer offenen Beziehung und ich wusste gleich, dass du jemand bist, der offen für solche Lebensmodelle ist“, sagte Isabell und lächelte mich an. Ludwig, unter dem Tisch, schnarchte, während er schlief. Ansonsten war es totenstill. Konnte das wirklich gerade passieren? Saß da gerade die perfekte Frau vor mir und erzählte von ihrem Freund?

Um es kurz zu machen: Ich bin offen und tolerant für alles. Jeder soll lieben und leben wie er mag. Aber ich bin schlecht im Teilen. Ich bin so schlecht im Teilen, dass ich mit 34 noch nie mit einer Frau zusammengewohnt habe. Ich will nicht mal mein Besteck teilen. Mein Bett: ja. Eine Frau teilen: nein. Ludwig und ich laufen jetzt wieder zu zweit durch den Park. Manchmal treffen wir Isabell und das ist immer sehr schön (genau wie sie). Aber geklappt hat es zwischen uns nach ihrer Offenbarung nicht. Zum Glück ist mir ein paar Tage später Anna über den Weg gelaufen. Aber diese Geschichte erzähle ich euch beim nächsten Mal.


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