Keine Macht den Arschlöchern!

Nehmen wir zum Beispiel Andreas, mit dem ich Anfang des Jahres ein paar Mal knutschte. Wir tranken Gin Tonic in fancy Bars, lachten laut und guckten uns verheißungsvoll in die Augen. Wir waren heiß aufeinander. Sehr. Sowas hatte ich lange nicht mehr erlebt. Er war aufregend und hatte spannende Dinge zu erzählen und war gleichzeitig wahnsinnig interessiert an allem, was ich zu sagen und zu sein hatte.

Er begehrte mich und ich ihn

Toll klingt das! Super, das will ich auch, werdet ihr nun rufen. Und ich weiß, was ihr meint! Auch ich war wahnsinnig geflashed und aufgeregt! Ich saß sowas von im Boot!

Aber: Wir blieben im „Bald treffen wir uns wieder und dann geht’s rund“-Status im Datinghafen liegen. Es wurden Treffen geplant, von ihm abgesagt und mit großer Vorfreude neu ausgemacht. Zu Beginn dachte ich mir nichts dabei. Es kam halt was dazwischen. Das passiert. Wir hatten beide super viel zu tun und Freunde und Jobs und ein Leben. Mussten wir uns eben weiter mit gemeinsamen Fantasien und geteilter Vorfreude zufriedengeben.

Ich hatte keine Grund daran zu denken, dass unser Schwebe-Status einen anderen Grund haben könnte. Denn Andreas‘ Nachrichten standen quasi als Synonym für Interesse im Duden. Und wir verstanden uns ja auch so gut. Ganz unabhängig von der Anziehung. Innerhalb kurzer Zeit wusste ich ziemlich viel über ihn, seine Kindheit und was ihm manchmal so Sorgen bereitete. Ich kam gar nicht auf die Idee, dass ich es mit einem Unentschlossenen zu tun haben könnte.

Aber dann antwortete er plötzlich mitten im Chat nicht mehr. Oder verschob erneut unsere Treffen. Und jedes Mal, wenn ich irgendwann dachte: „Was solls, weg mit dem Typen. Auf diese Spielchen hab ich wirklich keine Lust mehr. Ich steig raus aus dem Boot, soll der doch alleine weiterfahren“, bekam ich eine Nachricht, die mir klar machen sollte, dass es sich gar nicht um komischen Dating Quatsch a lá „Willst du gelten, mach dich selten“ oder ähnliches handelte. Es gab ja schließlich immer sehr logische Erklärungen für die Planänderungen oder kurzen Kontaktabbrüche. Und die hatten natürlich nichts mit mir oder ihm zu tun. Nein, nein.

Wir kamen nicht von der Stelle

Dennoch überschritten wir in diesen paar Wochen niemals die Schwelle zu „lass uns sehen und ein klein wenig mehr draus machen“ und mir wurde klar, dass sein Verhalten nichts mit zu viel Arbeit im Büro oder anderen wichtigen Zwischenfällen zu tun hatte. Auch wenn er das Gegenteil behauptete. Denn natürlich äußerte ich irgendwann meine Zweifel und sagte ihm, dass seine Worte und Taten leider wenig miteinander zu tun hätten. Ich wollte dieser Anziehungskraft gerne den Raum geben, den sie sich ständig zu suchen schien. Aber irgendwas hielt ihn ab und das fühlte sich komisch an. Kurz: Es wurde kompliziert, bevor es etwas wurde.


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