Was passierte, als ich ausprobierte, es genauso wie mein Partner zu machen 

Unsere Autorin hat ausprobiert, was passiert, wenn sie die guten sowie schlechten Eigenschaften, die ihr Partner hat, kopiert. Was dabei herausgekommen ist, hat sie für uns aufgeschrieben.

Mein Freund und ich sind völlig unterschiedliche Menschen. Ich bin emotional, neige zu Übersprungshandlungen. Ich bin was unser Zuhause angeht unfassbar chaotisch, und zeitgleich ein wahres Organisationstalent, wenn es um wichtige Dokumente, die Steuererklärung, Deadlines oder Behördensachen geht. Außerdem weiß ich immer genau darüber Bescheid, was wir alles im Kühlschrank haben.  

Er ist was seine Gefühle betrifft eher in sich gekehrt

Er ist ein „overthinker“, der alles zerdenkt und am Ende gar nicht handelt. Jemand der ordnungsliebend ist und sich darum kümmert, dass unsere Wohnung nicht im Chaos versinkt, aber gleichzeitig wichtige Briefe wie Rechnungen einfach verschlossen in irgendwelchen Schubladen verstaut und dann einfach vergisst. Der sich ausschließlich von Fertiggerichten ernähren würde, wäre da nicht ich, die immer kocht. Ich glaube, dass unsere Beziehung deshalb so gut funktioniert, weil wir uns gegenseitig so gut ergänzen und die „Defizite“ des jeweils anderen ausgleichen. 

Dennoch: Dass mein Partner ein so ganz anderer Mensch ist als ich, geht mir manchmal furchtbar auf die Nerven. Und mir ist natürlich klar, dass auch meine Art, Dinge anzugehen, ihn bisweilen stresst. Auch wenn er das niemals so offen kommunizieren würde, da er im Gegensatz zu mir extrem konfliktscheu ist. Auf der anderen Seite gibt es da eine Menge Dinge, die ich an ihm bewundere, weil ich sie einfach nicht auf die Reihe bekomme.  

Ich glaube, im Gegenzug ist das genauso. Also dass er bestimmte Eigenschaften an mir sehr schätzt, weil er sie selbst nicht hat. Wir können uns gegenseitig voll und ganz aufeinander verlassen. Allerdings kam ich nicht umhin, dann doch einmal auszuprobieren, was passiert, wenn ich beginne, mich seiner Art zu leben anzunähern. Ich wollte wissen:

Was macht es mit mir und unserer Beziehung, wenn ich mich mehr wie er verhalte? 

Die größte Herausforderung für mich war, auf vorschnelles Handeln zu verzichten und zu denken, bevor ich etwas tue. Ich musste tatsächlich bis Zehn zählen, ehe ich (freche) Antworten gab (oder bei einem Onlinehändler auf „kaufen“ klickte). Doch um ehrlich zu sein, tat mir das ziemlich gut. Zwar gelingt mir das nicht immer, doch genau diese Eigenschaft von meinem Freund zu „stibitzen“ hat mir, die sich gern mal um Kopf und Kragen redet, definitiv dabei geholfen, in weniger Konfliktsituationen zu laden – auch mit meinem Partner selbst! 


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