Liebe will riskiert werden

Sie wollen das Gefühl erfahren, als Individuum gemeint zu sein. Und damit das möglich ist, präsentieren sie sich von Zeit zu Zeit als jemand, der anders als erwartet ist. Das garantiert Aufregung, schafft aber immer wieder Gelegenheit, sich gegenseitig zu bestätigen, dass man den anderen meint.

Es ist riskant, sich dem Partner mit seinen Unterschieden zuzumuten

Sicherheit soll durch möglichst viel Gemeinsamkeit gewährleistet werden, durch beispielsweise Konzentration auf Verbindendes. Auf gemeinsame Ansichten, gemeinsame Hobbys, gemeinsame Vorlieben. Dieser schonende Umgang mit individuellen Eigenarten ist aber nur in der Anfangszeit der Liebe, in der Phase der Verliebtheit, wichtig und produktiv. Wenn die Beziehung schon eine Weile besteht und wenn sie fest genug erscheint, um Unterschiede zu ertragen, ist es Zeit, diese weiteren Facetten der Individualität einzubringen. Auch Unterschiede müssen Bestätigung erfahren, mehr noch, sie werden zu Zwecken der Lebendigkeit gebraucht.

Lebendigkeit gleicht einem Feuer, das durch Funken entfacht wird. Den nötigen Brennstoff für das Feuer liefert die Individualität der Partner. Der Funke, der das Feuer auflodern lässt, ist der Mut, zu sich zu stehen und sich mit dem zu zeigen, was einen vom Partner unterscheidet, mit abweichenden Bedürfnissen und offenen Sehnsüchten ebenso wie mit angesammelter Unzufriedenheit.

Natürlich ist es »gefährlich«, sich dem Partner mit seinen Unterschieden zuzumuten. Aber Lebendigkeit wohnt nicht auf der Couch, sie segelt im Schatten der Gefahr. Werden Gefahren vermieden, indem abweichende Bedürfnisse verleugnet werden, ziehen sich diese Kräfte ins Unbewusste zurück, um von dort aus unkontrollierbar Gefahren zu provozieren. Das wiederum verhilft der Lebendigkeit zu Chancen.


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