Die Folgen von Verlust- und Bindungsangst

Verletzte Singles zeigen typische Verhaltensweisen von Verlust- und Bindungsangst

Selbstwert, das belegen zahlreiche Studien, wird durch soziale Medien nicht gerade gestärkt. All die glücklichen Paare auf Instagram, die Händchen haltend die schönsten Strände und Plätze der Erde bereisen und Hunderttausende Follower haben. Als Betrachter sitzt man irgendwo, will sich kurz ablenken vom stressigen Alltag und auf andere Gedanken kommen und ist also nicht in der Verfassung, anderen Menschen alles Glück der Welt zu wünschen, sondern man wünscht sich selbst ein Stück dieses Glücks. Dann flüstert da eine Stimme: „Warum habe ich nicht, was die haben?“ Und das Selbstwertgefühl erhält einen Tritt.

Auch Bücher, Filme und Serien sind heute so auf Erfolg gescriptet, dass Liebesbeziehungen keine Sekunde mehr realistisch dargestellt werden. Jede Szene muss dramaturgische Zwecke erfüllen. Da gibt es nicht das Schweigen nebeneinander auf dem Sofa nach einem langen Tag, nicht die Stunden Warten auf die nächste Textnachricht – kein Zuschauer würde dafür bezahlen. Diesen Effekt, die eigene Liebesbeziehung nach unrealistischen Vorbildern ausrichten zu wollen – und an dem Anspruch zu scheitern –, nenne ich die „Disneyfizierung der Liebe“.

Fast alle Singles wünschen sich den Partner, mit dem alles Glück erlebbar wäre – am liebsten ein Leben lang. Eine falsche Partnerwahl jedoch ruiniert dieses Ziel. Kein Wunder, dass gerade bei diesem hohen Anspruch gleichzeitig die Angst vor der falschen Partnerwahl immer größer wird. Besonders wenn die gemachten Erfahrungen die Furcht nur noch weiter bestätigen. Zur Liebe gehört Mut. Genau das Gegenteil von Angst.

„Ich kann nie wieder vertrauen“ ist ein Satz, den viele Betroffene wie ein unveränderliches Schicksal verwenden. Doch das ist nicht richtig. Auch solche Verletzungen lassen sich heilen. Es gibt zahlreiche bewährte Methoden, sogar mit traumatischen Erlebnissen neu umgehen zu lernen und neue Glaubenssätze zu entwickeln. Beispielsweise ACT (Akzeptanz- und Commitment-Therapie) oder auch Ressourcenaktivierung mit EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) zeigen vielversprechende Erfolge.

Wenn Sie für sich erleben, dass Sie von Verlustangst und Bindungsangst geplagt werden und kein Vertrauen mehr entwickeln können, lassen Sie sich helfen. Warten Sie nicht darauf, dass es von alleine besser wird – das wird es nicht! Und das Leben ist zu kurz, um es dabei zu belassen.


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