Auseinandergelebt: Was bedeutet das wirklich?

Wenn Partner klagen, sie hätten sich auseinandergelebt? Was steckt dahinter? Langeweile? Mangelnde emotionale Nähe? Über die Gründe, weshalb Paare auseinandergehen.

Unterschiedliche Lebensziele

Eine Beziehung ist wie ein sicherer Hafen, von dem aus man die Welt erkunden kann. So lässt sich zusammenfassen der ewige Widerspruch zwischen dem Wunsch nach Verschmelzen und Geborgenheit mit dem Partner auf der einen Seite und dem Bedürfnis nach Freiheit, Selbstbestimmung und Exploration auf der anderen. Menschen benötigen beides. Allerdings nicht immer gleichzeitig dasselbe. So kann es passieren, dass ein Partner eine Weile den Fokus auf die eigene Entwicklung legt, auf die Karriere, auf das Ausleben von Interessen. Der andere hingegen sehnt sich nach Kampfkuscheln auf dem Sofa in den eigenen vier Wänden und möchte die Welt am liebsten draußen lassen.

Das an sich wäre nicht schlimm, würden Menschen den drohenden Verlust einer Verbindung nicht als existentielle Bedrohung erfahren, die Angst und manchmal sogar Panik verursacht. Diese Emotionen sorgen dafür, dass häufig nun eine Dynamik von Forderung nach Nähe beim einen und Rückzug und Isolation beim anderen entsteht. Mit jedem Schritt auf den anderen zu, weicht dieser mehr zurück und fühlt sich fremdbestimmt oder eingeengt. Der andere wird aus Sorge um die Beziehung jedoch immer lauter und drängender, weil er sich nicht gehört und gesehen fühlt.

Das Mittel gegen das Auseinanderleben

Aus diesem Grund ist eben nicht das Heilmittel gegen Auseinanderleben, noch mehr miteinander unternehmen zu wollen und noch mehr zu klammern: die Forderungs-Rückzugs-Dynamik würde sich nur verstärken. Gleichzeitig ist völliges Loslassen ebenfalls kein Weg. Dadurch könnte die Verbindung tatsächlich so locker werden, dass die entstandene Distanz ersetzt wird durch Nähe zu einer anderen Person. So entstehen Außenbeziehungen, also Affären.

Der Mix aus Neuem und Bewährtem hat sich als bester Weg erwiesen. Paare, die sowohl darauf setzen, ihre Rituale der Verbindung zu pflegen und gleichzeitig es wagen, sich immer wieder gemeinsam auf Unbekanntes einzulassen und dieses gemeinsam zu erleben, zeigen sich am stabilsten auf lange Sicht. Sie sorgen dafür, dass beide Bedürfnisse gestillt werden: die Sicherheit und die Exploration. Wer eines davon aus seiner Beziehung verbannen möchte, um an einem Beziehungs-Status Quo festzuhalten, der sich eben nicht festhalten lässt, der wird Veränderungen nicht verhindern können. Allerdings werden diese Veränderungen dann selten zum Vorteil sein.


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