Warum lebe ich die Beziehungsmuster meiner Eltern?

Unsere anonyme Gastautorin geht ihrer Paar-Dynamik auf den Grund, in dem sie zurückblickt auf die Beziehung ihrer Eltern

In meinem Fall greifen beide Theorien jedoch zu kurz, denn die Muster sind viel tiefgehender und rufen geradezu nach einer genaueren psychologischen Erklärung: Die systematische Beschäftigung mit den eigenen Wurzeln lohnt sich, vor allem, wenn man wirklich alle Beziehungsgeflechte der Familienmitglieder untereinander in Betracht zieht: Wer weiß, vielleicht war meine früh verstorbene Mutter eine Figur für mich, der ich durch unbewusste Nachahmung ihres Lebens nahezukommen versuche?

Heiraten wir alle – im übertragenen Sinn – unsere Eltern?

Aber wie kann da der Zufall erklärt werden, dass ich ausgerechnet meinen Mann traf, der so ist, wie er ist und wie ich ihn liebe? Und wie weit geht eigentlich diese Nachahmung der in der Familie vorhandenen Beziehungsmuster? Denn wie auch oft Bildungsstandards und politische Haltungen über Generationen hinweg in einer Familie weitergetragen werden, hat auch mein Vater durch seine Eltern vorgelebt bekommen, dass es in Ordnung ist, eine zu Ende gelebte Beziehung zu verlassen und mit einem neuen Partner auch neue Kinder zu haben – mein Vater selbst hatte auch schon Halbgeschwister wie ich.

Eines kann ich sagen: Die Sache ist sehr komplex und psychologische Muster und soziale Zusammenhänge schwer zu durchdringen. Es mag sein, dass sich alles wissenschaftlich erklären und auflösen ließe – für mich sind die Ähnlichkeiten im Liebesweg meiner Eltern zueinander am Ende vor allem dies: eine Bestätigung für mich, dass ich die richtige Partnerwahl getroffen habe!


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