Die erste große Liebe

Es ist schön dich zu sehen, Love, hab’ dich vermisst. Ich hab’ fast vergessen wie ich mag wie du bist…

…sang 2004 Max Herre und jeder von uns schwelgte damals in Erinnerungen an seine erste große Liebe. Für manche begann diese bereits im Sandkasten, für andere im Teenageralter. Aber auf jeden Fall bedeutete sie weiche Knie, Herzklopfen und die ganz großen Gefühle. Und bei manchen hält sie vielleicht sogar noch bis heute an. beziehungsweise.de hat die schönsten “Erste-Liebe-Geschichten” unserer Redaktionsmitglieder zusammengetragen.

Liebe auf den zweiten Anlauf – Verena, 30

Das erste Mal richtig, richtig doll verliebt war ich mit ungefähr 15. Mein Schwarm wohnte allerdings nicht in der gleichen Stadt wir ich und war zu allem Unglück auch noch vergeben. Wir lernten uns damals über meine Cousins kennen und ich fand ihn von Anfang an mega süß. Jedes Mal, wenn ich bei der Familie zu Besuch war, habe ich versucht zu arrangieren, dass wir bei ihm vorbeischauen. Auf einer Party – ich war relativ betrunken – habe ich ihm dann meine Liebe gestanden. Wir saßen nebeneinander am Lagerfeuer und mein Herz schlug bis zum Hals. Der Abend endete leider erfolglos, denn, obwohl er mich auch sehr mochte, war er ja leider vergeben und seiner Freundin auch treu. Die Welt brach zusammen und ich war zu tode betrübt. Ein paar Monate späte ging seine Beziehung allerdings in die Brüche und mein Cousin eröffnete mir, dass er eigentlich doch in mich verliebt ist. Mein Herz tanzte.

Vor kurzem haben wir uns zufällig in einem Restaurant wiedergetroffen. Er war gerade frisch verheiratet und saß mit seiner schwangerer Frau am Tisch. Ein bisschen teeniemäßig verschämt haben wir uns immer noch angegrinst. Wie eben Max schon sang: “Schön, dass du wieder da bist. Wir ham uns lang nicht mehr gesehen.”

 Aus einer Wette wurde etwas ganz Großes – Viola, 33

Es begann auf dem Schulhof unseres Gymnasiums. Er war ein totaler Hingucker: Blond, langhaarig, spitzer Ziegenbart (trug man damals eben so), irgendwie wild und überdreht, lautes Lachen, ständig gut drauf und sehr beliebt. Ein Bekannter meinte zu mir, dass Michael doch eigentlich etwas für mich wäre, ich jedoch bestimmt keine Chance hätte und mich nicht trauen würde. Ich nahm aus Spaß die Wette an, nahm die Abmachung aber wirklich nicht ernst. Trotzdem ging er mir nicht mehr aus dem Kopf.

Dann ging alles ganz schnell: Da wir einen ähnlichen Musikgeschmack hatten, dauerte es nicht lang, bis wir uns abends zufällig trafen. Und Hals über Kopf ineinander verliebten. Ich entdeckte einen Menschen, der mir aus der Seele sprach. Der mir Zeilen schrieb, die manche Frauen übertrieben kitschig finden würden, die bei mir aber wie der Blitz einschlugen. Tag und Nacht waren wir zusammen, jede Stunde ohne einander schien verschwendet, lebten sogar einige Monate zusammen in meiner ersten (25 qm-)Wohnung wie ein Herz und eine Seele.

Das hielt rund drei Jahre. Wunderschöne, verrückte Jahre, die ich nicht missen möchte. Doch ich fühlte mich noch jung, um den nächsten Schritt mit ihm zu gehen und ich spürte, dass wir uns voneinander entfernt hatten (ich wollte weiterhin am liebsten Freitag und Samstag tanzen gehen bis die Vögel den neuen Tag ankündigten, er konzentrierte sich auf seine Musikproduktion und blieb abends lieber zuhause).

Es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt für uns: Wir haben uns im Guten voneinander getrennt und weinten gemeinsam um unsere Zeit.

Freundschaft siegt – Anne, 29

Meine erste große Liebe war leider eine erfolglose. Aber vielleicht nicht so, wie es die Überschrift vermuten lässt.

Wir kannten uns aus der Schule und waren in einer Clique, haben viel zusammen unternommen und uns richtig gut verstanden. Und wie das dann so ist – man findet ihn toll und fängt an, in jedes Wort, jede Geste, jede Nachricht etwas mehr hinein zu interpretieren. In dieser Zeit habe ich mit meiner besten Freundin Alex wirklich jede kleinste Bewegung und jeden Blick von ihm analysiert. Und natürlich versucht, ihm subtil klar zu machen, dass da mehr gehen sollte.

Die großen Ferien rückten immer näher und was erfuhr ich kurz nach Ferienbeginn? Er ist verliebt in meine beste Freundin. Und sie in ihn. Da ist wirklich buchstäblich meine Welt zusammengebrochen. Ich habe lange mit Alex gesprochen und mich letzten Endes dagegen entschieden, die Freundschaft zu beenden. Andere Mädels aus unserer Gruppe nicht – die haben sie böse geschnitten.

Im Nachhinein bin ich froh, dass ich in dieser echt miesen Situation so gehandelt habe. Die Beziehung der beiden ging nach knapp einem Jahr in die Brüche, aber mit Alex bin ich nach wie vor sehr eng befreundet, auch wenn wir leider mittlerweile weit auseinander wohnen.

Zu ihm haben wir beide längst keinen Kontakt mehr und sind auch froh drüber. Früher fanden wir ihn süß und ein bisschen verschroben – heute halten wir ihn für einen echten Freak und können uns beide überhaupt nicht mehr verstehen.

Jugend forscht war gestern – Mathias, 41

Es war eine schwierige Zeit. Das erste Mal mit meiner damaligen Freundin hatte uns beiden mehr oder weniger humorvoll gezeigt, dass wir noch viel zu lernen hatten. Das zweite und dritte Mal ebenso. Ich entschied mich für den nächsten Schritt, für einen Lehrer. Irgendwann kam mir nämlich die Idee: vielleicht wäre ein Freund ja besser für mich. Aber das war es irgendwie auch nicht. Mein Eindruck danach: das ganze Thema wird viel zu wichtig genommen für die paar Minuten Spaß. Ja, selbst Jon Snow wußte mehr als ich damals. Sex? Lasst mal. Nicht für mich, danke nein.

Und dann änderte sich einfach alles. Meine Freundin (ja, wir waren immer noch in unserer experimentellen Weise zusammen) sollte mit dem Zug von einer Urlaubsreise ankommen, als Überraschung wollte ich sie abholen. Wie immer war ich knapp dran, aber ich musste dennoch dringend etwas zur Post bringen, weshalb ich quer und blind durch den Bahnhof rannte – und dabei in einen vielleicht fünf oder sechs Jahre älteren Typ, der direkt neben dem Briefkasten stand. Und mich anlächelte. Aber das war nicht ein Lächeln. Das war DAS Lächeln. Das sagt: “ICH – WILL – DICH! JETZT?”

Alle Haare auf meinen Körper stellten sich auf. Die Spannung, die durch meinen Körper floss, hätte eine Kleinstadt illuminieren können. Bei allen vorherigen Versuchen war sicher eine gewisse Leidenschaft vorhanden gewesen. Eher Jugend forscht. Dies nun war anders. Das war Leidenschaft.

Als ich in seine blauen Augen versank, während seine Arme mich stützten, damit ich nicht tatsächlich zu Boden ging, verstand ich, was all die Jammerbarden mit “Liebe auf den ersten Blick” gemeint hatten. Ich stammelte noch etwas wie “Aber meine Freundin…”, doch das war auch mein letzter Gedanke an sie an diesem Tag. Den Rest über verbrachte ich mit dem Mann, der meine erste große Liebe werden würde, auf einer Sommerwiese. Eine Woche später packte ich meinen Rucksack und trampte viele hundert Kilometer, um zum ersten Mal die Kombi Sex & Liebe kennenzulernen. Oh, das fühlte sich so anders an als zuvor Jugend forscht.

Sechs Jahre dauerte die Beziehung, die daraus entstand. Ihr Ende brachte mir dann noch eine Lektion über die Liebe bei – dass alle Zeit, die wir haben, endlich ist und genutzt werden will.


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