Die Beziehungs-Märchenstunde

Liebes-Mythen auf dem Prüfstand: sind Ihre Vorstellungen von der romantischen Liebe aus Omas Märchenbuch?

So stellen wir uns oft die Liebe vor: Junge trifft Mädchen, sie verlieben sich auf der Stelle und dieses Gefühl hält an bis ans Ende ihrer Tage. Klingt wundervoll. Aber an diesem Märchen ist nahezu alles falsch.

Es war einmal ein Paar, das lebte glücklich und zufrieden bis ans Ende seiner Tage…

Lassen Sie uns doch noch einmal nachsehen und dem Liebes-Mythos auf den Grund gehen.

Junge trifft Mädchen

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Was daran falsch ist?

Die Frau wählt den Mann. Das ist ein Fakt. Es gibt durchaus Bemühungen von Männern, diese Wahrheit zu verschleiern, verdrängen oder zu bekämpfen.

Doch genau wie in der Natur geht beim Menschen der Impuls von der Frau aus. Sie macht das so geschickt, dass der Mann sich als Jäger fühlt, doch bevor er sich überhaupt zur Jagd entscheidet, hat sie ihn längst entdeckt. Beim Flirt beispielsweise eröffnet sie den Tanz durch ihre (in der Regel nonverbale) Einladung. Das kann ein Blick sein, ein Lächeln, eine Geste oder ihre Haltung und ihr Ausdruck.

Sie verlieben sich auf der Stelle

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Was daran falsch ist?

Die Liebe auf den ersten Blick ist ein romantisches Ideal, das vor allem auf sexueller Anziehungskraft beruht. Vielleicht ist es auch die Erinnerung an das gegengeschlechtliche Elternteil oder im Falle von negativen Erlebnissen in der Kindheit die Erinnerung an eine positiv besetzte Bezugsperson.

Aber Liebe? Eher nein. Wir wissen zwar heute, dass Oxytocin bereits beim Anblick einer Person ausgeschüttet werden kann, doch der Wunsch nach Bindung ist noch keine Liebe; es fühlt allerdings vielleicht so an.

Dieses Gefühl hält an bis ans Ende ihrer Tage

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Die meisten Langzeit-Paare erleben es: Im Bett herrscht immer öfter Flaute. Wenn es aber zum Sex kommt, wird dieser meist befriedigender als in der Kennenlernphase empfunden, weil sich die Partner vertrauter sind, wissen, was ihnen gut tut und was sich weniger gut anfühlt. Sie bilden auch unter der Bettdecke ein eingespieltes Team, das gut, aber eben auch routiniert, funktioniert.

Dass die sexuelle Anziehungskraft nachlässt, ist normal; doch daran können die Partner arbeiten. Wichtig ist, dass beide anerkennen, dass nun die Harmonie ihres Zusammenseins ebenso wertvoll ist wie die anfängliche Leidenschaft. Damit verschieben sich zwar Schwerpunkte, doch die Freude am gemeinsamen Leben bleibt.

Eine Langzeitstudie im Großraum San Francisco mit 50 Paaren, die mindestens neun Jahre zusammen waren, fand heraus, dass Paare zusammenbleiben, wenn sie immer wieder die Balance finden zwischen Idealisierung und Realität ihrer Liebe, sich unterstützen, einander Geborgenheit geben und dabei ihren Humor nicht verlieren.

Guter Sex sei wichtig, so die Forscher, stehe aber nicht obenan. Wichtiger sei: Gemeinsamkeit.


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