Wohin mit den Beziehungsritualen nach der Trennung?

Beziehungsrituale sind wunderschön – so lange man zusammen ist. Wenn die Liebe dann jedoch zu Ende gegangen ist, fangen die Probleme an. Thorsten Wittke fragt sich: Wohin jetzt mit den lieb gewonnen, gemeinsamen Gewohnheiten?

Für mich ist es wichtig, in einer Beziehung ein Wir-Gefühl herzustellen. Ein Weg dorthin ist für mich das Finden gemeinsamer Rituale. Manchmal entwickeln sich diese von ganz allein und bleiben. Oder es sind Verhaltensweisen, die ich schon immer mache und in die ich meine neue Partnerin nun einbeziehe. Und ebenso lasse ich mich dann auch in ihre Verhaltensweisen einbinden. Wenn beide Spaß daran haben, ist es sogar so, dass diese Rituale für mich immer wertvoller werden, denn nun verbinde ich mit ihnen noch mehr als zuvor.

Rituale sind wunderschön, so lange man in dieser Beziehung ist. Wenn die dann jedoch zu Ende gegangen ist, – womöglich sogar sehr schmerzhaft – fangen die Probleme an. Nichts ist mehr so wie vorher und alles erinnert mich an das, was einmal war. Der Trennungsschmerz lässt sich zunächst mit Arbeit und Sport in Schach halten, aber irgendwann ist der Tag vorbei und dann kommen die furchtbaren Momente angekrochen, in denen genau diese alten Rituale mich in die Gedankenschleife jagen.

Eine gute Freundin gab mir einen Rat. „Hol dir deine Rituale zurück. Hol dir die Sachen, die dir ursprünglich gehörten, wieder. Mach sie ganz anders als früher. Einmal. Genieße sie trotzdem. Entwickle das Gefühl, dass sie dir gehören. Und beim zweiten Mal kannst du sie wieder so machen wie in der Vergangenheit. Weil sie dir gehören und nicht ihr.“ Sie nannte diesen Vorgang „ Entwidmung“

Ich habe ihren Rat versucht und muss ihr Recht geben.

Früher bin ich ins Bett gegangen, habe ein paar Seiten gelesen und bin darüber eingeschlafen. Als wir zusammen waren, sind wir gemeinsam zu Bett gegangen, haben aneinander gekuschelt gelesen und sind im Löffelchen eingeschlafen. Als ich wieder allein war, habe ich tagelang auf der Couch geschlafen. Bei laufendem Fernseher, bis der Schlaf mich übermannt hat. Schlafzimmer und Buch – das ging einfach nicht mehr.


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