Wie wir tatsächlich mit altem Schmerz abschließen können

Ab und zu eine Vogelperspektive einzunehmen wäre nicht schlecht. Erst dadurch können wir mit einer Situation Frieden schließen. Eine simple Methode ist zum Beispiel „The Work“ von Byron Katie. Die Amerikanerin litt in den 1970er-Jahren unter großen Problemen, unter anderem unter Depressionen und Drogensucht. Nachdem sie ihre große Lebenskrise Mitte der 1980er-Jahre überwunden hatte, entwickelte sie anhand von vier Fragen einen Weg, um von schmerzhaften Erfahrungen loslassen zu können. Und um zu erkennen, was im Hier und Jetzt wirklich wichtig sei.

Ihre erste Frage, die sie aufschrieb, war: „Ist es wahr?“ Um beim Beispiel mit dem Streit zu bleiben: Ist es wahr? Hat A die Gefühle von B im Streit nicht wahrgenommen? Wenn B jetzt hart wäre, könnte sie sagen: „Ja, es ist wahr. A hat den Streit abgebrochen und ist einfach auf einen Termin gegangen.“

Die zweite Frage von Byron Katie lautet: „Kannst du mit absoluter Sicherheit sagen, dass das wahr ist?“ Jetzt müsste B wahrscheinlich schon nachdenken. Hatte A nicht auch gesagt, dass er etwas Abstand brauchte, um noch einmal darüber zu reden?

Die dritte Frage von „The Work“ kommt zum Kern: „Wie reagierst du, was passiert, wenn du diesen Gedanken glaubst?“ An diesem Punkt kommen viele bei sich an. B würde vielleicht sagen, dass sie aufgeregt war und Herzrasen hatte. Aber auch, dass sie sich zurückgesetzt gefühlt hatte und dass sie das Gefühl an ihre Kindheit erinnert hat.

Die letzte Frage schließt den Prozess ab: „Wer wärst du ohne diesen Gedanken?“ Wer wäre B, ohne die Aufregung, ohne die Erinnerung an den Schmerz von früher? Wahrscheinlich entspannter. Und offener, um mit A über ihre Sicht der Situation zu reden. Denn nicht nur A hat gemauert, sondern auch B, indem sie ihm nicht erzählt hat, auf welche Reize sie aufgrund ihrer Erfahrungen immer wieder empfindlich reagiert.

Wäre es nicht auch eine gute Möglichkeit, einmal zu zweit die Fragen von Byron Katie durchzugehen, wenn man gerade in einer Sackgasse feststeckt?

Auf jeden Fall ist es ein schönerer Weg als sich allein zu ärgern. Denn am Ende können wir gemeinsam an diesen Krisen wachsen, anstatt zuzulassen, dass sie uns immer noch lähmen. Ich nehme mir das jetzt öfter einmal vor.


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