Wie Groll die Liebe vergiftet

Den Ärger in sich hineinzufressen, lässt den Groll nur wachsen. Wer nicht wagt, auch unangenehme Dinge in der Beziehung anzusprechen, zerstört auf Dauer die Partnerschaft, weiß Thorsten Wittke

Der Groll war mit der Zeit gewachsen. Er wurde jeden Tag ein bisschen mehr. Leise und heimlich, ohne dass wir es an einem bestimmten Ereignis festmachen konnten. Irgendwie kam uns die Wärme abhanden. Die Zärtlichkeit im Umgang miteinander ging verloren und auch die Bewunderung füreinander. Im Bett spielte sich ebenfalls bedeutend weniger ab. Sie nannte das Alltag. Aus meiner Sicht war es nicht mal mehr das.

Ich hatte es jedenfalls satt, der zu sein, der in allem nachgab, Verständnis für alles hatte, die Dinge erledigte, die man ihm auftrug und immer da war, wenn er gebraucht wurde, während ich mir mehr und mehr wie ein Möbelstück vorkam. Schön, dass ich da war, aber wenn ich gefehlt hätte, hätte es auch keinen gekratzt. Ich habe das viel zu lange nicht raus gelassen. Ich fühlte mich nicht gesehen und wie oft ich es auch ansprach, fühlte ich mich nicht gehört. Also hörte ich auf, es anzusprechen. Der Groll wuchs und ich wurde trotzig.

Ich begann, mein eigenes Ding zu machen. Hörte auf, Rücksicht zu nehmen und entfernte mich von ihr. Sie würde schon sehen, dass ihr etwas fehlen würde, wenn ich nicht mehr um sie kreisen würde. Wohl gefühlt habe ich mich damit nicht, aber aus meiner Hilflosigkeit heraus fiel mir nichts Besseres mehr ein. Mit Worten hatte ich sie ja nicht erreicht. Ich liebte sie und wollte sie nicht verlieren, aber so konnte es nicht weiter gehen.

Sie merkte, dass sich etwas verändert hatte, hörte endlich zu, begann, sich Mühe zu geben und für eine kurze Zeit stellten wir noch einmal Nähe her. Aber das Vergangene ließ sich nicht reparieren. Von ihr war es nicht ehrlich, nur merkbare Mühe, anstrengend gespielt und ich wartete darauf, dass sie wieder in ihr altes Verhaltensmuster fiel. Die Leichtigkeit war fort und jeder von uns wurde zur wandelnden Anklage, wenn auch nur das kleinste Anzeichen für eine Veränderung in die falsche Richtung da war. Es endete schlimm und unfair.


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