Emotionale Beziehungsarbeit muss Teamwork sein

Sie fühlen sich einsam in Ihrer Partnerschaft? Das liegt vielleicht daran, dass Sie alle emotionale Arbeit alleine stemmen. Warum es so wichtig ist, nicht nur bei der Hausarbeit die Aufgabenteilung zu beachten, sondern auch bei Gefühlen

Emotional nicht erreichbare Menschen sind oft gar nicht so einfach als solche zu erkennen. Viele sind besonders charmant und wirken dadurch sehr emphatisch. Doch dahinter verbirgt sich vor allem Talent und Übung im Umgang mit anderen, um das zu bekommen, was man benötigt. Dieses Muster ist nicht böswillig, es geschieht eher unbewusst, aber es ist leider häufig die einzige und intensivste Form von Bindung, zu der ein emotional nicht erreichbarer Mensch in der Lage ist. An den folgenden Verhaltensweisen können Sie erkennen, ob Ihr Partner oder vielleicht ja auch Sie selbst Probleme haben, zu den eigenen Emotionen Zugang zu finden.

Wenn Ihr Partner sich Ihnen nicht öffnen kann, dann befürchten Sie ganz verständlich, dass Ihre Beziehung bedroht ist. Ihr Partner sitzt neben Ihnen, aber eigentlich besteht da keine Verbindung. Er ist in seiner Welt – und die bleibt verschlossen. Wenn Sie ihn fragen, wie sein Tag war, antwortet er vielleicht: „Gut.“ Oder „Okay.“ Wenn Sie nachhaken, sagt er: „Da gibt es nichts zu erzählen. War wie immer.“ Vielleicht berichtet er von seinen Terminen, doch leider eher so, als würde er den Kalender ablesen.

Die meisten Frauen sind davon überzeugt, gefühlsmäßig das größere Repertoire zu haben als Männer. Vermutlich stimmt das nicht, denn die Geschlechter sind nicht in ihrem Empfinden unterschiedlich, aber sehr wohl in ihrem Ausdruck. Was sicher ist, Mädchen lernen früh über ihre Gefühle zu sprechen, während Jungen üben sollen, sie zu unterdrücken und zu kontrollieren. Wir wissen aus der Hirnforschung, dass Männer und Frauen gleichermaßen von Emotionen überwältigt werden können, dennoch zeigt sich in der Paarberatung viel häufiger das Muster eines emotional nicht erreichbaren Mannes als einer Frau.

Was in vielen solcher Männern vorgeht: Sie scheuen die Konfrontation, weil sie fürchten, ihre Gefühle nur bis zu einem gewissen Maße kontrollieren zu können. Also sagen sie lieber nichts und machen dicht. Sie mauern, sie schweigen und ziehen sich zurück. Jeder Versuch der Partnerin, diese Distanz zu überbrücken und wieder Bindung zu schaffen – jeder kennt das berühmte „Du hast doch was, sag doch!“ – unterstützt jedoch den Wunsch nach Rückzug. Warum Rückzug? Weil der Mann die Beziehung bedroht fühlt. Er wird unsicher, will keinen Fehler machen und das Abschotten wird zur Schutzstrategie.

Fühlen Menschen sich bedroht, reagieren sie mit Flucht, mit Angriff oder mit Starre. Flucht ist, wenn er aufsteht und den Raum verlässt. Angriff kann verbal oder körperlich erfolgen und Starre erzeugt dieses ohnmächtige Gefühl, einfach nicht zu ihm durchdringen zu können.

Der Tanz um Nähe und Distanz

Wie kommen Sie als Paar da raus? Schritt eins ist, das Muster zu erkennen und zu begreifen, dass es nicht allein sein Verhalten ist, sondern das Zusammenspiel der Verhaltensweisen beider Partner, das diesen „Tanz“, wie dieses Forderung-Rückzug-Szenario von der amerikanischen Therapeutin Dr. Susan Johnson bezeichnet wird, choreografiert.


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