Buchtipp: „Ich bin wunderschön, mein Körper kann es nur nicht so zeigen“

Frauen kennen das: Nicht immer fühlen wir uns in unserer Haut wohl, ständig setzen uns die wunderschönen Frauenkörper in den Medien unter Druck, sich selbst zu optimieren zu müssen. Mara Altman will mit ihrem Buch „Ich bin wunderschön, mein Körper kann es nur nicht so zeigen“ Schluss mit unseren absurden Ansprüchen an unseren Körper machen und stellt fest, dass es ganz normal ist, unter unerwünschter Körperbehaarung, Schweiß und hängenden Brüsten zu leiden. Ein Buchauszug

Aus dem Kapitel: »Den Tatsachen ins Auge sehen«

„Eine Freundin sagte mir einmal, ich würde aussehen wie Matza Ball Breaker, eine Rollschuhläuferin aus dem Chicagoer Roller-Derby-Team. Sie bezeichnete unsere Ähnlichkeit sogar als »frappierend«. Als ich schließlich im Internet ein Bild von ihr gefunden hatte, stand ich jedoch vor einem Rätsel. Wir hatten beide Haare auf dem Kopf, ein Kinn unter dem Mund, konnten uns über zwei gesunde Augen freuen, und wahrscheinlich hatte Matza, genau wie ich, eine Vagina. Aber abgesehen davon war ich völlig irritiert. Meine angebliche Doppelgängerin sah mir – oder zumindest der Vorstellung, die ich von mir hatte – überhaupt nicht ähnlich.

Obwohl ich nun schon seit vierunddreißig Jahren Bilder von mir sehe – Fotos und Spiegelbilder –, frage ich mich immer wieder, welche dieser Bilder, wenn überhaupt irgendwelche, der Realität entsprechen. Denn meine Selbstwahrnehmung ist alles andere als konsistent. Vielmehr gleicht das Bild, das ich von mir selbst habe, einem sich ständig bewegenden Zeitungsartikel, den ich nie richtig lesen kann.

Dabei ist das Ich, das ich im Spiegel sehe, meist attraktiver als das Ich auf Fotos – wenn auch nicht immer. Jedes Mal, wenn ich ein Foto von mir sehe, denke ich, jemand muss mich in dem Moment, als sich die Blende schloss, geschnappt und gegen Meister Yoda ausgetauscht haben.

Es gibt für mich (abgesehen von Mord oder einem langen drahtigen Haar in der Vorspeise) nichts Schrecklicheres, als wenn jemand mir sagt: »Das ist ein echt tolles Foto von dir.« Denn in der Regel genügt schon ein kurzer Blick, um festzustellen, dass auf dem Bild ein schnurrbärtiger Gnom mit Backen wie Wasserbällen zu sehen ist, der zudem noch das Gesicht zu einer Grimasse verzerrt, die als Stunt-Double für einen Elefantenhintern durchgehen würde. Wenn das ein »tolles « Foto ist, wie sehe ich dann erst aus, wenn man mein Alltagsgesicht fotografiert?

Ich habe versucht, dieser Diskrepanz auf die Schliche zu kommen. Dazu habe ich Freunden ungünstige Fotos von mir gezeigt und sie dann gefragt: »Sehe ich wirklich so aus?« Aber da die meisten die Frage mit Ja beantworteten, war das irgendwie entmutigend.

Um dennoch weiterleben zu können, redete ich mir ein, dass jeder – die gesamte Menschheit – sich wahrscheinlich längst den grauen Star hätte operieren lassen müssen.

Egal wie sicher ich mir bin – meine Selbstwahrnehmung wird zwangsläufig infrage gestellt. Vor Kurzem habe ich ein Selfie geschossen, das mir echt gefiel. Ja, das bin ich, dachte ich nach nur vierundzwanzig Versuchen, und bat Dave sofort um sein Urteil.

»Was hältst du von dem?«, fragte ich hoffnungsvoll. »Sehe ich so aus?«

»Ja«, sagte er.

Seine Antwort gab mir wieder neuen Mut, bis er noch schnell hinzufügte: »Nur dass dein Gesicht runder ist und deine Backen dicker sind.«

Und so verwirren mich die diversen Manifestationen meiner äußeren Erscheinung auch weiterhin.


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