Wir werden unseren Weg finden

Der Abend war lustig. Wir waren bei ihm in seiner WG. Ein paar Freunde von seinem Mitbewohner waren auch dabei. Wir kochten in der Küche und einer der Freunde seines Mitbewohners gesellte sich zu uns. Wir quatschten und ich erzählte, wo ich herkomme und was ich so treibe und wo wir uns kennengelernt haben. Irgendwann fragte der Freund uns: „Wie lange seid ihr beiden eigentlich schon zusammen?“ Wir schauten ihn überrascht an. „Warum?“ Antwort: „Das merkt man euch an!“ Wir sahen uns an und fingen an zu grinsen. „Wann habe ich angefangen zu studieren? Das war 2006 … Also fünf Jahre jetzt.“ Der Freund machte große Augen und war hin und weg. „So lange? Und das hält auf die Entfernung?!“

Wir haben ihn den Rest des Abends nicht darüber aufgeklärt, dass wir gar nicht zusammen waren. Aber mit dieser Frage hatte er in unseren Köpfen etwas losgetreten. Auf einmal rückten wir zusammen. Wir standen näher beieinander und auch auf der Couch wurde der Abstand zwischen uns kleiner. Was bei uns schon immer so war, war die Tatsache, dass wir zusammen in einem Bett schliefen. So auch dieses Mal. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag er neben mir und schaute mich an. Ich schaute eine Weile zurück und küsste ihn dann. Er musste an diesem Tag arbeiten und ich fuhr wieder zurück zu meinem Urlaubsort.

Wir schrieben uns viel häufiger in der nächsten Zeit – und ein paar Wochen später war er wieder bei mir zu Besuch. Wir trafen uns, aber ich merkte schnell, dass ich das mit uns nicht könnte, nicht auf die Entfernung. Ihm ging es ähnlich. Im gleichen Zuge gestand er mir, dass ich ihm schon damals im Studium aufgefallen war. Mit dem gleichen Gedanken: „Da wird doch nie was draus!“ Trotz des harten Schlags riss der Kontakt zwischen uns nicht ab.

Ich wurde psychisch sehr krank. Nicht wegen ihm. Wegen vieler Dinge, die in meinem Leben passiert sind und mit denen ich mich nie auseinandersetzen wollte. Ich war zweimal in der Klinik. Einmal hat er mich dort sogar besucht. Wir trafen uns öfter, wenn er hier war und manchmal lief etwas zwischen uns, manchmal nicht. Aber dass die Anziehung zwischen uns da war, merkten wir beide jedes Mal aufs Neue.


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