Vertrauen – zwischen Freundschaft und Liebe

Mein Geburtstag stand vor der Tür und alles, was ich mir von dir wünschte, war gemeinsame Zeit. Die bekam ich. Wir fuhren eine Woche in den Urlaub. Wir harmonierten beide sehr, es war toll. Wenngleich es ein Abenteuer- und kein Entspannungsurlaub war. Aber auch dieser Urlaub brachte keine körperliche Nähe.

Meine Freundin hatte nach dem Urlaub die Nase voll und nötigte mich eines Abends, zu dir zu gehen und dass wir endlich miteinander schlafen sollten.

Wenn ich es so niederschreibe – wir haben uns wirklich dämlich angestellt! Zu viel Schiss vor dem, was passieren könnte und vermutlich zu viel Schiss, dass wir einsehen müssen, was längst alle wussten: dass wir ein Paar sind und so ziemlich perfekt zusammenpassen.

Nach dieser Nacht wurde es besser, die letzten sechs Wochen habe ich fast ausschließlich bei dir verbracht. Auch unsere körperliche Nähe nahm zu. Wir führten eine Beziehung, dachte ich. Ich glaubte, wir hätten uns schleichend von einer Freundschaft zu einer Beziehung vorgearbeitet – wir haben über Kinder gesprochen, darüber, wie wir uns unser Haus bauen würden. Du sagtest, wenn ich mich darum kümmere, dass wir auf dem auserwählten Land bauen dürfen, dann bauen wir da ein Haus. Das spricht doch alles für eine Entscheidung, oder?

Doch dann trafen wir eine Bekannte von dir, sie verhielt sich komisch – dir gegenüber und mir auch. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass da etwas nicht stimmte und ein paar Tage später sollte alles anders werden.

Wir waren auf einer Feier, du hast dich ziemlich abgeschossen, und als wir wieder daheim waren, habe ich dich ausgezogen: Ich nahm dein Handy und schaute, wollte wissen, ob mein Bauch sich irrte. Leider sollte es nicht so sein. Ich warf dir dein Handy zu mit den Worten, dass ich jetzt gehen werde und fragte, ob es dein Ernst sei.

Du warst schlagartig wach und wusstest sofort, worum es ging. Du batest mich, zu bleiben, das sei nur „dummes Gelaber“ gewesen und da wäre nichts. Ich habe dich immer wieder gefragt, warum, warum du das tust. Ob du Bestätigung brauchst. Ich habe weinend meine Sachen gepackt und dir gesagt, dass wir das nicht tun müssen. Dass du mir versprochen hast, mir nicht weh zu tun. Du kanntest meine Geschichte, so wie ich deine – wir haben in unserer Freundschaft über alles geredet, unsere Gefühle, unsere Ängste, unsere Träume und Wünsche. Du bist der Mensch, der mich ohne jeden Vorhang kennt und ausgerechnet du bist nun der Mensch, der mich traurig gemacht hat, unendlich traurig.

Wir haben nachts noch lange geredet, du hast gesagt, dass du mich liebst und dass dir das Geschreibe nichts bedeutet. Dass ich doch sehen solle, dass wir in den Urlaub fahren und Zeit miteinander verbringen.

Wir sind irgendwann ins Bett, du hast mich festgehalten, beteuert und versprochen. Hast mir gesagt, dass du beim letzten Mal, als wir miteinander schliefen, darüber nachgedacht hast, dass du ein Baby mit mir möchtest.


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