Nach über 30 Jahren Ehe …

Es gibt keine Sicherheiten und Garantien in der Liebe. Auch 30 Jahre Ehe müssen nicht bedeuten, dass die Beziehung stets glücklich war. Unser anonymer beziehungsweise-Leser hat viele Jahre einen emotionalen Kampf ausgefochten, der ganz plötzlich beendet wurde

An einem sonnigen Tag im April 1970 haben wir im engsten Familienkreis ohne vorangegangenen Polterabend geheiratet. Mit meinen damals 22 Jahren diente ich an einem anderen Ort für vier Jahre als Zeitsoldat bei der Bundeswehr. Die nötige Reife für eine feste Bindung oder eine Ehe hatte ich damals beileibe noch nicht. Im Grunde führte ich zu dieser Zeit das unsortierte Leben eines jungen Soldaten mit viel Alkohol, einigen Liebeleien samt langen Nächten.

In der Rückschau war es ein Lebensabschnitt, den ich aus heutiger Sicht nicht mit Lebenserfahrung bezeichnen möchte. Es war für mich eine eher verlorene Epoche eines einfachen Lebensstils ohne persönlichen Anspruch. An einem der üblichen Wochenenden lernte ich auf dem Tanzboden meine spätere Frau kennen. Mein unsortiertes Leben änderte sich durch diese Begegnung nicht wirklich. Wie es sich für einen damaligen Macho gehörte, war mein Schlagwort: “Wenn ich da bin, bin ich da.“ So einen Quatsch habe ich in dieser Zeit von mir gegeben.

Unser ältester Sohn wurde im Jahr nach unserer Hochzeit geboren. Ich begann eine Beamtenausbildung an wechselnden Ausbildungsorten und war nur an den Wochenenden zu Hause. Nach meinem Abschluss war ich am Wohnort eingesetzt. Als Ehemann und Familienvater war ich das erste Mal zum Sesshaftwerden verdammt. Treusorgend im unmittelbaren Kontakt, aber außerhalb dieser Grenzlinie war ich oft genug den Versuchungen erlegen. Umtriebig, oft überaktiv, stets ein wenig nervös gingen die Jahre ins Land. Sieben Jahre später wurde unser zweiter Sohn geboren.

Wir lebten etwas über 20 Jahre so. Meine Frau und ich befanden uns mittlerweile in einem unausgesprochenen Disput, der auf beiden Seiten zu Frust, Unzufriedenheit und Leere geführt hatte. Sozusagen ein Killer für einen herzlichen, liebevollen und harmonischen Umgang miteinander, der Liebe mit- und füreinander einfach nicht gedeihen ließ. Eine Erkenntnis, die mir erst Jahre später in ihrer fatalen Auswirkung bewusst geworden ist. Wir waren damals bereits verblendet, voller Gram und Ablehnung miteinander verstrickt, ohne es wirklich und ganz bewusst wahrgenommen zu haben.


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