Irgendwann ist es an der Zeit, zu gehen

Er hat Grund genug, ein schlechtes Gewissen zu haben. Doch nicht deshalb geht sie. Unsere anonyme Autorin will nicht mehr verletzt werden und zieht zum eigenen Schutz die Konsequenz. Obwohl ihr dies so schwer fällt

Wie verabschiede ich mich von meiner “es war richtig diesen Weg zusammen zu gehen” Person? Wie sage ich Lebewohl zu der Person, die für mich die Welt bedeutet? Meine Antwort darauf? Am liebsten gar nicht. Aber der Moment in meinem Leben ist gekommen, in dem ich ignorieren muss, was mein Herz so sehr will und anfange, auf meinen Verstand zu hören.

Ich liebe dich, ich habe versucht, dir den Himmel auf Erden zu schenken, ich habe alles gegeben, um die zu werden, die du lieben kannst! Ich habe mich fallen gelassen, ich habe dir mein uneingeschränktes Vertrauen geschenkt, ich habe dir meine Geheimnisse anvertraut, ich habe dir von all meinen Sorgen, Ängsten und Wünschen erzählt, neue Unterwäsche nur für dich gekauft, ich habe angefangen, wieder laufen zu gehen, um eine schöne Figur für dich zu haben, ich habe dir mit kleinen Dingen versucht, zu zeigen, dass ich an dich denke und dass ich weiss, was du magst, um dir eine kleine Freude oder Überraschung zu bereiten, ich habe dir diese Tasche gegeben, um dir zu zeigen, dass ich an deine Karriere glaube, dass ich weder an dir noch an deinen Fähigkeiten zweifle, ich bin dir so treu gewesen, ich habe immer für uns gekämpft und an uns geglaubt, ich habe deine Geheimnisse gehütet, ich habe dir zugehört und deine Sorgen und Ängste versucht zu lindern, ich habe dich bei deinen Plänen für die Zukunft unterstützt, ich habe dir bei deiner Bewerbung geholfen, ich habe alles möglich gemacht, um dich in diesen Monaten zu sehen, ich habe dir alle meine Gefühle geschenkt, ich habe einfach alles versucht!

Ich weiß, dass ich nicht perfekt bin. Ich habe meine Ecken und Kanten, ich habe Fehler gemacht und ich habe in vielen Situationen nicht gut reagiert. Aber in erster Linie habe ich uns über mich selbst gestellt. Ich dachte immer nur an dich, wie sehr ich dich vermisse, wie sehr ich mir wünsche, wieder bei dir zu sein, wie sehr ich mich darüber freuen würden, wenn wir offiziell zusammen wären, wie sehr dich jeder Teil meines Körpers will.

Am Anfang hatte ich so ein unbeschreiblich tolles Gefühl, ich wusste einfach, dass alles auf Gegenseitigkeit beruht. Irgendwann kam dann der Punkt, an dem ich das Gefühl hatte, dass du dich immer weiter zurückgezogen hast. Ich habe versucht, herauszufinden, woran es liegt, ob es meine Schuld ist. Bis heute weiß ich nicht wieso!

Du hast zu mir gesagt, dass du immer ehrlich bist, dass Ehrlichkeit für dich das Wichtigste wäre. Du warst ehrlich, du hast mir von dem Ding am Wochenende erzählt – das hättest du nicht tun müssen, ich hätte das nie mitbekommen. Doch du hast dich dafür entschieden, ehrlich zu sein. Das rechne ich dir hoch an. Doch der Betrug beginnt nicht mit der Handlung, er beginnt im Kopf. Du sagtest: “Sie suchte den ganzen Abend meine Nähe.” Das hätte genug für dich sein sollen, um zu wissen, was da geschieht. Du hast dich dazu entschieden, mitzugehen. Egal ob du betrunken warst, dich hat niemand dazu gezwungen.

Ich will ehrlich sein: Ich hätte damit umgehen können, wenn ich gewusst hätte, dass du mich wirklich magst. Es wäre mir egal gewesen, weil eigentlich nichts passiert ist. Doch dann fingst du an, mich über eine Woche zu ignorieren. Ich fühle mich richtig dreckig deshalb, mir geht es wirklich schlecht. Mit diesem Verhalten hast du mich schwer verletzt.


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