Hätte ich doch nur nach links gewischt!

Ein bisschen komisch war der Gedanke natürlich schon. Jemanden zu besuchen in einer fremden Stadt – irgendwie spannend und rückblickend war es das, was mich anzog. Du warst seit Ewigkeiten der aufregendste Mann, der meinen Weg gekreuzt hat und das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Schnell waren die Flüge gebucht und eine Woche später saß ich im Flugzeug. In meinem Bauch überschlugen sich die Gefühle: Freude, Ungewissheit, Angst, Aufregung …

Kurz bevor ich den Sicherheitsbereich am Flughafen verlassen habe, überkam mich plötzlich eine tiefe Ruhe und ich war der entspannteste Mensch der Welt und dann sah ich dich und vom ersten Moment an hattest du mich. Und wieder war da mein Bauchgefühl, das mir sagte: „Das wird nicht gut enden!“

Das Wochenende, das wir zusammen verbrachten – es gibt nur ein Wort, das es beschreiben kann: Perfekt. Du warst der perfekte Gastgeber, Gentleman und Liebhaber. Also flog ich glücklich nach einem absolut perfekten Wochenende nach Hause und dann prasselte die Realität auf mich ein wie ein Starkregen. Denn schnell merkte ich, dass du scheinbar nicht so empfindest wie ich.

Nach fünf Tagen herrschte Funkstille. Ich sagte dir offen und ehrlich, wie ich empfinde, aber meine Vermutung sollte Recht behalten: Dir ging es nicht so – aber du würdest dich melden, wenn du in der Nähe bist. Während ich mit schlimmsten Liebeskummer, weinend bei meiner besten Freundin auf der Couch saß, ging es dir sicherlich blendend.

Einige Wochen später trafen wir mehr oder weniger zufällig aufeinander und wieder verbrachte ich eine perfekte und aufregende Nacht mit dir, die ich nie vergessen werde. All der Schmerz war vergessen und du hattest mich direkt wieder in deinen Bann gezogen. Es fühlt sich an wie eine Sucht, der ich nicht widerstehen kann. Weil du zu aufregend bist, zu perfekt sein kannst, mein Herz zum Schlagen bringst und mein Leben auf den Kopf stellst.

Resümee der Nacht: „Wir wollen es versuchen.“ Fernbeziehung also, alles ganz entspannt, weil ich Angst habe, mich auf dich einzulassen und du von dir sagst, du wüsstest nicht, ob du eine Beziehung führen kannst, ob du jemanden lieben kannst und das ist alles was ich will, dass du mich irgendwann liebst. Drei Wochen absolut perfekt. Nachrichten, Telefonate, das nächste gemeinsame Wochenende in Aussicht und dann ein Schlag mitten ins Gesicht. Mitten im Gespräch – keine Antwort mehr. Ich führe den Monolog meines Lebens – aber keine Antwort auf nichts.


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