Du hast mich ebenso belogen wie deine Frau

Wir schrieben weiter, wir trafen uns weiter – immer im Geheimen, bei mir zuhause. Wir waren wie süchtig. Doch es ging nicht nur um das Eine – wir liebten uns. Es war so schön und schrecklich zugleich, nie bist du geblieben – immer musstest du nach Hause fahren, zu deiner schwangeren Frau.

Ich hatte kein schlechtes Gewissen – ich kannte sie nicht, hatte sie noch nicht einmal gesehen – und du erzähltest nur Schlechtes … Dass ihr euch beide nicht mehr leiden könnt, es nur Streit gibt, und dass du nicht einmal mehr im gemeinsamen Schlafzimmer übernachtest. Und immer war es unser Plan, eines Tages gemeinsam glücklich zu werden. Du hast es mir versprochen. Dass du deiner Frau die Wahrheit sagst und wir endlich all die normalen Pärchendinge tun können, ohne uns verstecken zu müssen. Das war ein wundervoller Traum, an dem ich festhielt. Ich wusste, es würde nicht leicht werden, wenn es soweit war – aber ich war so sicher, meinen Seelenverwandten gefunden zu haben. Nie habe ich daran geglaubt, dass es den einen Richtigen gibt – bis ich dich getroffen habe. Nur leider zu spät – zum falschen Zeitpunkt.

Drei Monate ging das so. Und immer hüpfte mein Herz, bei jedem Gedanken an dich, bei jeder Nachricht, bei jedem Treffen, vor Freude, als wäre es das erste Mal.

Dann kam deine Tochter auf die Welt. Dieses Ereignis hat dich sehr verändert. Nun war sie deine Nr. 1, und nicht mehr ich. Es wurde schwieriger für dich, Zeit für mich zu finden. Bald wurde dir alles zu viel. Und je mehr du dich von mir entferntest, umso verzweifelter versuchte ich, dich festzuhalten. Doch es nutzte nichts – du hörtest auf, mir zu antworten.

Irgendwann sagtest du mir ein klärendes Gespräch zu – doch du kamst nicht.  Eigentlich war es klar, aber ich wartete auf dich. Und wartete. Du warst zu feige. Und von all deinen Problemen war ich dasjenige, das am leichtesten loszuwerden war.


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