Die besonders feige Art der Trennung

Mitte Dezember flog ich nach Berlin, um eine Freundin zu besuchen. Meine Freundin musste während meines Besuches einige Tage arbeiten und da kamst du spontan auf die Idee doch einfach vorbeizukommen. Anfangs dachte ich: Macht er sowieso nicht. Aber du hast es gemacht. Hast dir ein Zugticket gebucht, dich in den Zug gesetzt, und bist spontan nach Berlin gekommen, um mich zu sehen …

Ich sitze am Gleis und plötzlich mir wird klar: Du kommst wirklich und zwar jetzt. Tausend Gedanken schießen durch meinen Kopf: Erkenne ich dich überhaupt? Haben wir uns etwas zu erzählen? Wie verrückt ist das eigentlich? Wir haben uns doch nur ein paar Stunden gesehen und sonst nur ein bisschen geschrieben. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt mir nicht, denn da bist du schon. Rückblickend habe ich gefühlt einen stundenlangen Monolog gehalten, um meine Unsicherheit und Nervosität zu überspielen.

Wir sind beide unglaublich schüchtern, ich erinnere mich wie wir das erste Mal nebeneinander im Bett liegen und ich das Gefühl habe, dein Herz würde vor Nervosität jeden Moment aus deiner Brust springen. Viel zu schnell gehen unsere Tage vorbei und wieder stehen wir am Gleis, dieses Mal, um uns zu verabschieden. Du fährst zum Hauptbahnhof und ich in Richtung Flughafen. Jetzt habe ich Zeit zur Ruhe zu kommen, nachzudenken und ziemlich schnell wird mir klar, dass ich dich scheinbar mehr mag als ursprünglich geplant. Und du mich wohl auch. Wir vermissen uns schnell, wünschen uns schon nach ein paar Tagen uns wiedersehen zu können, doch tatsächlich können wir uns erst vier Wochen später sehen. In der Zwischenzeit skypen wir jede Woche und jedes Mal bin ich so unfassbar aufgeregt. Aufgeregt und glücklich.

Mit meinem selbst gebastelten „Schön, dass du da bist“-Plakat  stehe ich Ende Januar am Flughafen und habe die Befürchtung jeden Moment umzukippen, so aufgeregt wie bin ich. Die ganze Zeit schaue ich nervös nach dir und dann bist du da. Endlich können wir Zeit miteinander verbringen, endlich die Nähe des Anderen genießen. Wir wissen beide, wie sehr wir uns mögen und doch traut sich wieder keiner von uns den ersten Schritt zu machen, keiner möchte etwas falsch machen.

In der darauf folgenden Wochen und Monaten haben wir die schönste Zeit miteinander, mit Erinnerungen, die niemand nehmen kann. Gott, wir waren wirklich schrecklich verliebt und eigentlich war alles viel zu schön um wahr zu sein … und im Endeffekt war es das auch.


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